Greenpeace-Kommentar zu Debatte EU-Klimaziel in Brüssel

"Klimawissenschaftlich notwendig ist ein ambitioniertes Reduktionsziel von mindestens 65 Prozent ohne Rechentricks."

Brüssel / Hamburg, 15.10.2020 – Über die Erhöhung des europäischen Klimaziels für das Jahr 2030 diskutieren heute die Staats- und Regierungsoberhäupter der EU-Mitgliedsstaaten in Brüssel. Bisher hat die EU-Kommission eine Erhöhung des europäischen Ziels zur Verringerung von Treibhausgasen auf mindestens 55 Prozent unter Anrechnung natürlicher Senken vorgeschlagen. Vergangene Woche stimmte das Europäische Parlament für 60 Prozent ohne natürliche Senken. Eine Entscheidung wird nach Abschluss des Trilogs frühestens für Ende des Jahres erwartet. Erst am Dienstag hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in einer Rede zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft eine europäische Vorreiterrolle beim Klimaschutz gefordert. Es kommentiert Lisa Göldner, Greenpeace-Klimaexpertin:

Die Bundeskanzlerin muss jetzt ihren Worten Taten folgen lassen. Sie hat heute die Aufgabe, die Verhandlungen über das neue EU-Klimaziel einen großen Schritt voranzubringen. Sie muss sicherstellen, dass sich die Mitgliedstaaten bis Ende des Jahres auf ein Klimaziel einigen, das der Dringlichkeit der Klimakrise gerecht wird. Klimawissenschaftlich notwendig ist ein ambitioniertes Reduktionsziel von mindestens 65 Prozent ohne Rechentricks. Die Bundeskanzlerin muss das heutige Treffen mit ihren Amtskolleginnen und -kollegen nutzen, um die Blockade von Ländern wie Polen und Tschechien abzumildern und progressive Initiativen für ein höheres Klimaziel, wie sie aus Finnland und Dänemark kommen, zu stärken. 
Mit dem Votum des Europäischen Parlaments liegt eine solide Grundlage für das Klimaziel und das europäische Klimaschutzgesetz auf dem Verhandlungstisch. Nur ein deutlich höheres Klimaziel, das nicht durch die Anrechnung der CO2-Speicherkapazität von Wäldern und Böden verwässert wird, kann für die Aufbruchstimmung sorgen, nach der sich viele Menschen in Europa jetzt sehnen. Ein Ziel, das nicht den klimawissenschaftlichen Notwendigkeiten entspricht, gibt weder den Menschen noch der Wirtschaft in Europa Sicherheit.  Lisa Göldner, Greenpeace-Klimaexpertin

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