München, 14.02.2012 - Bei einer Überprüfung der waldbaulichen Grundsätze Bayerns kommt Greenpeace zu dem Ergebnis, dass in den öffentlichen Wäldern Profit vor Naturschutz geht. Die mit der Bewirtschaftung der öffentlichen Wälder beauftragten Bayerischen Staatsforste (BaySF) haben "die Grundsätze für die Bewirtschaftung von Buchen- und Buchenmischbeständen im Bayerischen Staatswald" im Jahr 2011 beschlossen. Daraus geht hervor, dass der Vorstand der BaySF die Holzvorräte langlebiger Buchenbestände drastisch absenken will.
Wertvolle, alte Waldbestände werden in junge Forste umgewandelt. Nordamerikanische Nadelbäume, wie die Douglasie, sollen nach Grundsätzen der BaySF in Rotbuchenwälder gepflanzt werden. Weil diese Bäume schnell wachsen, sind sie besonders gewinnbringend. Aufsichtsratsvorsitzender der BaySF ist der bayerische Forstminister Helmut Brunner (CSU). "Minister Brunner muss jetzt im Sinne der Bürger den Einschlag der alten Buchen sofort und so lange stoppen, bis zehn Prozent des öffentlichen Waldes geschützt sind", sagt Sandra Hieke, Waldexpertin von Greenpeace.
Die waldbaulichen Grundsätze sehen eine intensive Nutzung alter Buchenwälder vor. Wertvolle Laubwälder werden schleichend in künstliche Mischbestände verwandelt. Diese können kein zusätzliches CO2 mehr aufnehmen, was für die Minderung von Treibhausgasen aber dringend notwendig wäre. Als Folge der Forstwirtschaft ist zu beobachten, wie seit der Gründung der BaySF im Jahr 2005 alte Buchen- und Laubwälder immer lichter werden. Mit den alten Buchenwäldern verschwinden auch die Lebensräume für viele schützenswerte Tiere und Pflanzen, wie zum Beispiel dem Schwarzstorch. "Die Schönheit und ökologische Bedeutung des Spessarts geht mit den Profitinteressen des BaySF Vorstands völlig verloren", sagt Hieke.
Seit fast zwei Wochen ist Greenpeace mit einem Protestcamp im Spessart aktiv. Bis zu 20 Aktivisten sind täglich mit GPS-Geräten unterwegs. Sie haben bisher die Zusammensetzung von 112 Waldbeständen auf einer Fläche von rund 800 Hektar verzeichnet. In den wertvollsten zehn Beständen messen und erfassen sie einzelne alte Buchen und Eichen. Über 5000 Bäume auf einer Fläche von rund 100 Hektar konnten sie bereits kartieren. So entsteht ein klares Bild, welche Gebiete besonders wertvoll sind und wo eingeschlagen wird. Als einzige Landesregierung gibt Bayern dem Bund keine Auskunft über öffentliche Waldflächen.
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