Stellungnahme: Greenpeace warnt vor Schlupflöchern im EU-Waldschutzgesetz

Hamburg/Brüssel, 22. Mai 2025 – Im Rahmen des EU-Gesetzes für weltweiten Waldschutz (EUDR) hat die Europäische Kommission heute erstmals alle Länder der Welt einer von drei Risikokategorien zugeordnet. Die Einstufung erfolgt danach, inwieweit Produkte wie Soja, Rindfleisch oder Holz aus diesen Ländern mit Entwaldung oder Waldschädigung in Verbindung stehen. Die drei Kategorien lauten: geringes, mittleres und hohes Risiko. Ab Ende 2025 dürfen nur noch Produkte in die Europäische Union importiert werden, die nachweislich nicht mit Entwaldung oder Waldschädigung in Verbindung stehen. Je nach Risikoeinstufung des Herkunftslandes werden dabei unter anderem die Kontrollen und Sorgfaltspflichten für Unternehmen entsprechend verschärft. Doch der heute veröffentlichte Beschluss der EU-Kommission hat nur vier Staaten als Hochrisiko-Länder eingestuft – darunter Belarus und Nordkorea. Länder mit bekanntermaßen hoher Entwaldung wie Brasilien oder Indonesien bleiben außen vor. Die Kommission hat allen EU-Ländern einen geringen Risikostatus verliehen. Zudem hat die neue Bundesregierung im Koalitionsvertrag angekündigt, sich für eine zusätzliche „Null-Risiko“-Kategorie einzusetzen – ein Schritt, der das Gesetz massiv abschwächen würde, warnt Greenpeace-Waldexperte Harald Gross.

Die EU kontrolliert nur da streng, wo das für sie keine negativen wirtschaftlichen Folgen hat, bzw. wo es gar nichts zu kontrollieren gibt. Staaten wie Belarus oder Nordkorea, mit denen ohnehin kaum Handel stattfindet, werden als Hochrisikoländer eingestuft – während beispielsweise alle EU-Mitgliedsstaaten pauschal als Länder mit geringem Risiko gelten, obwohl es auch hier nachweislich zu Waldschädigungen kommt. Das untergräbt die Glaubwürdigkeit des Gesetzes und schwächt den globalen Anspruch der EU im Waldschutz. Und die Bundesregierung will noch einen drauf setzen: Wer in Zeiten von Dürren, Artensterben und Waldbränden eine Null-Risiko-Kategorie einführen will, schafft ein Schlupfloch, das wir uns nicht leisten können. Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer muss sich deshalb entschieden gegen diese Null-Schutz-Kategorie stellen.  Greenpeace-Waldexperte Harald Gross

Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an Waldexperte Harald Gross, Tel. +49171-8880764, harald.gross@greenpeace.org. Greenpeace-Pressestelle: Tel. 040/30618-340, presse@greenpeace.de, presseportal.greenpeace.de, www.greenpeace.de


Hintergrund

Besonders bedenklich an dem neuen EU-Gesetz: Die Einstufung von Ländern als „geringes Risiko“ beruht ausschließlich auf den absoluten Entwaldungszahlen – also auf vollständig abgeholzten Wäldern. Walddegradierung – also Schädigungen wie die Umwandlung von natürlichen Wäldern in Baumplantagen, wie sie etwa in Rumänien häufig vorkommen – hat die EU-Kommission dabei nicht berücksichtigt.


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