Hamburg, 11. 2. 2005 – Einige Lebensmittelbranchen weigern sich, auf genmanipulierte Pflanzen im Tierfutter zu verzichten, obwohl Verbraucher Gentechnik bei der Herstellung von Lebensmitteln ablehnen. Nach Unterlagen, die Greenpeace vorliegen, hat der Bundesverband der deutschen Feinkostindustrie seine Mitglieder dazu aufgerufen, sich im Greenpeace-Einkaufsratgeber Essen ohne Gentechnik rot einstufen zu lassen. Rot markiert sind diejenigen Firmen, die nicht auf Gentechnik verzichten wollen oder die Aussage verweigern. Der erfolgreiche Ratgeber soll Verbrauchern helfen, auch Lebensmittel von Tieren zu finden, die keine Gen-Pflanzen fressen. Die Feinkosthersteller sind die zweite Branche, die sich gegen die Verbraucher stellt. Zuvor wurden bereits die Molkereien von ihrem Verband aufgefordert, Greenpeace die Auskunft zu verweigern.
„Lebensmittelproduzenten verschwören sich gegen die Verbraucher“, sagt Carmen Ulmen, Gentechniksprecherin von Greenpeace. „Statt gentechnikfrei zu produzieren, behaupten einige Branchen immer wieder, Tierfutter ohne Gen-Pflanzen gebe es nicht mehr. Eine glatte Lüge.“ Greenpeace fordert von der Lebensmittelindustrie, auf Gentechnik zu verzichten und keine Produkte von Tieren zu verwenden, die genmanipulierte Pflanzen zu fressen bekommen.
Laut einem Schreiben des Bundesverbandes der deutschen Feinkostindustrie in Bonn vom 1. Februar 2005 ist es das verbandsinterne Ziel, den Greenpeace-Einkaufsratgeber „zu einem Fehlschlag werden zu lassen“. Wenn sich die Feinkostindustrie „rot“ listen lasse, wäre „das Ziel des Greenpeace-Einkaufsratgebers, Gentechnik (...) zurückzudrängen, endgültig verfehlt“. Mitglieder des Verbands sind Kraft, Kühne und weitere Hersteller von Fertigsalaten und Soßen. Doch es regt sich Widerstand – so verurteilt das Verbandsmitglied Bonduelle Frische GmbH das Vorgehen: „Der Verband verfolgt mit dieser Initiative eine kurzsichtige, am Verbraucher vorbei gehende Politik“, sagt Geschäftsführer Hellmut Stöhr.
Bereits am 12. November 2004 hatte der Milchindustrie-Verband in Bonn in einem internen Rundschreiben an Mitgliedsmolkereien aufgerufen, den Greenpeace-Ratgeber zu blockieren. Der Verband setzte die Molkereien sogar telefonisch unter Druck, keine Gespräche mit Greenpeace zu führen. Nicht alle Molkereien sind der Aufforderung gefolgt. Dagegen halten sich mehrere Dutzend Firmen an die Vorgabe, darunter Müller, Bauer, Zott und Hochwald.
„Es gibt keinen Grund, die Wünsche der Verbraucher zurückzuweisen. Der Verzicht auf Gen-Futter ist möglich“, sagt Carmen Ulmen. „Das beweisen die Molkereien Andechser und Emmi, die keine Gen-Pflanzen mehr verfüttern lassen." Milchkühe können statt importierter Soja auch einheimischen gentechnikfreien Raps fressen. 88 deutsche Händler bieten Tierfutter ohne Gen-Pflanzen an. Internationale Zertifizierer wie Genetic ID können jederzeit gentechnikfreies Sojaschrot garantieren, vor allem aus Brasilien. 45 Prozent aller Soja- und 86 Prozent aller Maispflanzen weltweit sind gentechnikfrei.
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