Peking/Hamburg, 13. 4. 2005 – In China wurde genmanipulierter Reis illegal angebaut und in den Handel gebracht. Das belegen Laboruntersuchungen, deren Ergebnisse Greenpeace heute in Peking veröffentlicht. Der Gen-Reis wurde vom chinesischen Landwirtschaftsministerium weder auf gesundheitliche noch auf ökologische Risiken geprüft und ist für den menschlichen Verzehr nicht zugelassen. Etwa 950 bis 1200 Tonnen des Gen-Reis sind bereits in den chinesischen Handel gelangt. Auch Deutschland importiert Reis aus China. Greenpeace fordert eine unverzügliche internationale Rückrufaktion für genmanipulierten Reis aus China.
„Die Gen-Industrie ist völlig außer Kontrolle“, sagt Nina Thüllen, Gentechnik-Expertin von Greenpeace in Peking. „Reis ist das weltweit wichtigste Nahrungsmittel. Millionen Verbraucher werden so einem völlig inakzeptablen Ernährungsexperiment ausgesetzt.“
Greenpeace hat in einem der größten chinesischen Anbaugebiete für Reis, der Provinz Hubei, umfangreiche Untersuchungen durchgeführt. Dazu nahm Greenpeace bei Saatgut-Herstellern, Landwirten und Reismühlen Proben von Saatgut, gemahlenem und ungemahlenem Reis und ließ sie von dem internationalen Labor „Genescan“ auf gentechnische Manipulation testen. In 19 von 25 Proben konnte DNA von Gen-Reis nachgewiesen werden. Über mehrere Jahre hatten Wissenschaftler der Huazhong Agriculture Universität in der Hauptstadt der Provinz Hubei großflächige Freilandversuche mit Gen-Reis durchgeführt.
Befragungen von chinesischen Saatguthändlern und Landwirten deuten zudem darauf hin, dass das genmanipulierte Reis-Saatgut bereits seit zwei Jahren vertrieben wird. Laut dem Europäischen Amt für Statistik, Eurostat, importierte Deutschland im Jahr 2003 337 Tonnen Reis aus China. Ob auch Gen-Reis auf den deutschen Markt gelangt ist, ist bisher nicht bekannt.
„Es gibt Hinweise, dass Bt-Reis zu allergischen Reaktionen beim Menschen führen könnte. Untersuchungen an Mäusen deuten darauf hin, dass das vom Bt-Reis produzierte Protein Allergie ähnliche Reaktionen hervorruft. Bis heute gibt es jedoch keine Untersuchungen zur Lebensmittelsicherheit von Bt-Reis“, erklärt Dr. Janet Cotter, Greenpeace-Wissenschaftlerin.
Greenpeace geht davon aus, dass dieser Skandal deutliche Auswirkungen auf den Reishandel haben wird. In den USA hat 2001 ein ähnlicher Fall für Aufsehen gesorgt: Der illegal vertriebene Gen-Mais „Starlink“ musste zurück gerufen werden, da gesundheitliche Risiken wie Allergien nicht ausgeschlossen werden konnten. Die Kosten der Rückrufaktion: eine Milliarde US-Dollar. In den vergangenen Wochen wurde zudem bekannt, dass der Saatgutkonzern Syngenta einen möglicherweise gesundheitsgefährdenden, nicht zugelassenen Gen-Mais (Bt10) unter falscher Kennzeichnung in Europa verkauft hat. „Solange die Gen-Industrie ihre zweifelhaften Produkte nicht im Griff hat, muss die EU ein generelles Einfuhrverbot für Gen-Pflanzen verhängen“, fordert Nina Thüllen.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/207535-greenpeace-deckt-gen-reis-skandal-in-china-aufVerwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Umwelt- und Gesundheitskosten des Ernährungssystems belasten Wirtschaft und Gesellschaft mit Milliarden Euro im Jahr
Der hohe Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten, aber auch von Zucker und Fett, hat gravierende Folgen für die Umwelt und die menschliche Gesundheit. Die sogenannten externen Kosten de...
Greenpeace-Stellungnahme zum Bericht der AG Landwirtschaft in den Koalitionsverhandlungen
Anne Hamester, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace, sieht in der Unverbindlichkeit die Gefahr, dass vereinbarte Klimaziele und der dringend notwendige Arten- und Umweltschutz in Gefahr geraten
Stellungnahme zum Stickstoff-Urteil in den Niederlanden
Zugunsten strengerer Umweltauflagen für die niederländische Landwirtschaft hat heute das nationale Zivilgericht in Den Haag entschieden. Um die umweltschädlichen Stickstoffemissionen zu verringern,...
Greenpeace-Umfrage: Große Mehrheit fordert von Agrarminister:in auch Verbraucherpolitik
Knapp drei Viertel der Bundesbürger:innen erwarten in einer Umfrage vom künftigen Bundeslandwirtschaftsministerium, dass die Interessen von Landwirt:innen und Verbraucher:innen gleichrangig behande...
Stellungnahme zum Vorschlag von Olaf Scholz, die Mehrwertsteuer für Lebensmittel zu senken
Olaf Scholz will den Mehrwertsteuersatz auf Lebensmittel von sieben auf fünf Prozent abzusenken. Greenpeace begrüßt den Vorschlag und fordert eine generationenübergreifend klimagerechte Mehrwertste...