Syngenta will weltweite Patent-Monopole auf Reis

Greenpeace wirft Agrarchemiekonzern Täuschung vor

Basel, 26. 4. 2005 – Der Schweizer Gentechnikkonzern Syngenta hat nach Recherchen von Greenpeace weltweite Monopolrechte am so genannten Goldenen Reis beantragt. Die Patentanmeldung aus dem Jahr 2004 (WO 04/085656) erstreckt sich auf das Verfahren, das Saatgut und die Pflanzen der genmanipulierten Reissorte. Das Patent ist in mehr als hundert Ländern angemeldet. Sogar in Entwicklungsländern, in denen das Saatgut eigentlich kostenlos abgegeben werden soll, würde das Patent greifen.

Mindestens fünf zusätzliche Patente wurden zudem auf wichtige Gen-Abschnitte normaler Reispflanzen angemeldet. Greenpeace und Schweizer Umweltorganisationen werfen dem Konzern anlässlich seiner heutigen Hauptversammlung in Basel/Schweiz vor, die Öffentlichkeit über seine wahren Absichten vorsätzlich zu täuschen. Greenpeace fordert Syngenta auf, die Patentanträge zurückzuziehen. Die Politik muss zudem die Patentierung von Saatgut und Lebewesen verbieten.

„In ihren Veröffentlichungen behauptet die Firma Syngenta ausdrücklich, kein kommerzielles Interesse am sogenannten 'Goldenen Reis' zu haben, sondern ausschließlich humanitäre Interessen zu verfolgen. Wer aber Patente anmeldet, will an ihnen verdienen“, sagt Patentexperte Christoph Then von Greenpeace. „Scheinbar hat Syngenta grundsätzlich Probleme mit der Wahrheit. Auch den jüngst bekannt gewordenen Bt10-Skandal, der zur Kontamination von Maislieferungen mit der nicht zugelassenen Gen-Maissorte führte, hat die Firma geheim gehalten. Die jetzt aufgedeckten Patentanmeldungen zeigen das wahre Gesicht eines Konzerns, der weltweit Monopolrechte in Pflanzenzucht, Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion durchsetzen will und dafür auch die Gefährdung von Menschen und Umwelt in Kauf nimmt.“

Die Agrarindustrie argumentiert seit Jahren, gentechnisch manipulierter Reis solle vor allem dazu dienen, Mangelerkrankungen zu bekämpfen. Greenpeace wirft der Industrie dagegen vor, die Probleme der Entwicklungsländer zu missbrauchen, um ihre Gen-Pflanzen durchzusetzen.

Beispiellos in der Pflanzenzucht sind die Patentanträge auf das Reis-Erbgut. Sie umfassen über 1000 Gen-Abschnitte und betreffen auch die normale Züchtung der Pflanzen. Die Ansprüche von Syngenta sind auf die wichtigsten Regulationsgene für Wachstum, Krankheitsresistenz und Nährstoffgehalt der Pflanzen gerichtet. Beansprucht werden sogar alle Gene auch in anderen Pflanzenarten mit ähnlicher Struktur und Funktion. Agrarwissenschaftler warnen davor, dass Patente Forschung und Pflanzenzüchtung behindern und die Existenz von Landwirten gefährden, die ihre eigene Ernte nicht mehr zur Aussaat verwenden dürfen.

„Es ist keinesfalls ausreichend, wenn Syngenta jetzt behauptet, die Patente würden nicht genutzt oder an irgendwelche Forscher verschenkt. Die Laufzeit eines Patentes beträgt 20 Jahre. In diesem Zeitraum kann ein Patent jederzeit wieder aktiviert werden“, sagt Then.

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