Hamburg, 19. 5. 2005 – Die EU-Kommission und das deutsche Verbraucherministerium muten Verbrauchern immer höhere Dosen gefährlicher Agrargifte in Lebensmitteln zu. Aus einer im Auftrag des Greenpeace-EinkaufsNetzes erstellten Untersuchung geht hervor, dass seit 2001 die Grenzwerte von 33 besonders gefährlichen Spritzmitteln erhöht wurden. Darunter sind auch Mittel, die das Erbgut schädigen können und die als krebserregend, hormonell wirksam, fortpflanzungsschädigend oder besonders giftig für die Umwelt eingestuft werden
Greenpeace fordert Verbraucherministerin Renate Künast auf, eine Initiative zum Verbot von gefährlichen Pestizidwirkstoffen in der EU zu starten. Die zulässigen Höchstmengen für Pestizide müssen unverzüglich auf den Vorsorgewert von 0,01 Milligramm pro Kilogramm gesenkt werden. Ab diesem Wert können Labore die Belastung nachweisen.
"Anstatt gefährliche Pestizide zu verbieten, erhöhen die staatlichen Verbraucherschützer die Grenzwerte und servieren uns Lebensmittel mit immer höherem Giftgehalt. So werden zwar die Interessen der Chemieindustrie und besonders spritzwütiger Landwirte geschützt, aber die Gesundheit der Verbraucher bleibt auf der Strecke", sagt Manfred Krautter, Chemieexperte von Greenpeace. "Nur von Bio-Ware können Verbraucher heute pestizidfreie Qualität erwarten."
Seit Einrichtung des Verbraucherministeriums im Jahr 2001 wurden bei insgesamt 126 Pestizid-Wirkstoffen die für pflanzliche Lebensmittel geltenden Grenzwerte angehoben. 33 dieser Spritzmittel gelten für Mensch und Umwelt als hoch gefährlich. Wie aus der Greenpeace-Untersuchung hervorgeht, ist jedes davon in mindestens drei von insgesamt zwölf ausgewerteten international anerkannten Schwarzen Listen für besonders gefährliche Chemikalien aufgeführt. Doch selbst für diese Gifte wurden die Höchstmengen bis zum 300-Fachen erhöht.
Als "höchst gefährlich" stuft die Weltgesundheitsorganisation beispielsweise das Insektizid Methomyl ein, die EU listet es als "hormonell wirksam". Die Grenzwerte für Methomyl wurden dennoch in Mandarinen und Zitronen um das 20-Fache und in Tomaten und Pflaumen um das 10-Fache angehoben. Von Dimethoat, einem Insektizid der BASF, dürfen in Kirschen 20-mal und in Frühlingszwiebeln 40-mal mehr enthalten sein, obwohl es das internationale Pestizid-Aktions-Netzwerk als "besonders schädlich für Mensch und Umwelt" einstufte. Dimethoat kann die Entwicklung des Kindes im Mutterleib stören und steht im Verdacht, Krebs auszulösen.
Verantwortlich für die Festlegung der Pestizid-Höchstmengen sind die EU-Kommission und das deutsche Verbraucherministerium. Deren Entscheidungsgrundlagen bleiben jedoch geheim: Wissenschaftlichen Untersuchungen, Stoffdaten und EU-interne Entscheidungsprozesse zur Festlegung von Pestizid-Höchstmengen sind bislang für die Öffentlichkeit weitgehend unzugänglich.
Greenpeace fordert, dass die Unterlagen und die Entscheidungswege zur Festsetzung von Pestizidhöchstmengen in Deutschland und der EU öffentlich gemacht werden. Für eine bessere Pestizidpolitik können Verbraucher eine Protestpostkarte über www.einkaufsnetz.org an das Verbraucherministerium schicken.
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