Hamburg/Kuala Lumpur, 13. 2. 2004 – In Deutschland werden in öffentlichen Gebäuden vom Gefängnis bis zum Krankenhaus noch immer tropische Urwaldhölzer eingesetzt. Zur UN-Artenschutzkonferenz (CBD) in Kuala Lumpur/Malaysia veröffentlicht Greenpeace heute vier Beispiele, in denen sich Deutschland mitschuldig macht an der Zerstörung der Urwälder und dem damit verbundenen Aussterben von Tier- und Pflanzenarten. In Hannover protestieren Greenpeace-Aktivisten heute vor der niedersächsischen Staatskanzlei gegen die geplante Verwendung von tropischem Urwaldholz in einem Gefängnisneubau in Rosdorf bei Göttingen. "Niedersachsen braucht kein Holz aus Urwaldzerstörung" heißt es auf einem Transparent. Die Aktion unterstützen Pferderücker und Handwerker, die zusammen mit Greenpeace vor der Staatskanzlei Fenster aus FSC-zertifiziertem Lärchenholz für die Landesregierung anfertigen. Entgegen einer eigenen Richtlinie will das Land Niedersachsen in die im Bau befindliche Justizvollzugsanstalt in Rosdorf 849 Fenster aus Meranti-Holz einsetzen, das fast immer aus indonesischen Urwäldern kommt.
„Während sich die Bundesregierung gerade auf der UN-Artenschutzkonferenz in Malaysia für Urwald-Schutzgebiete einsetzt, verbaut das Land Niedersachsen Fenster aus Urwaldzerstörung. Das ist peinlich“, sagt Oliver Salge, Greenpeace-Waldexperte in Hannover.
Der Gefängnisbau ist kein Einzelfall. Auch im niedersächsischen Wunsdorf sollen im Landeskrankenhaus noch im Februar 2004 insgesamt 300 Meranti-Fenster eingebaut werden. Im „Haus Luxemburg“ der Stadt Baden-Baden sind 215 Quadratmeter indonesisches Bangkirai-Holz für Bodenbeläge ausgeschrieben, deren Einbau für Mai 2004 geplant ist. Bereits 2003 wurden in der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen 104 Meranti-Fenster ausgeschrieben und eingebaut.
„Bund und Länder müssen mit gutem Beispiel voran gehen und in der öffentlichen Beschaffung nur Holz mit dem Öko-Siegel FSC verwenden“, fordert Oliver Salge. Ökologisch und sozial nachhaltig produziertes Meranti-Fensterholz ist derzeit auf dem Markt kaum erhältlich. Deshalb sollte auf andere Hölzer ausgewichen werden.
Aktivisten auf dem Greenpeace-Schiff „Rainbow Warrior“ spüren zur Zeit in Indonesien illegale Holzeinschläge auf. Rund 3,8 Millionen Hektar Wald wurden im Jahr 2000 in Indonesien gefällt – eine Fläche so groß wie die Niederlande. 2002 importierte Deutschland Holzwaren im Wert von 294 Millionen Euro. 80 Prozent des indonesischen Holzes wird zudem illegal geschlagen.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9 - 14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Michael Weiland
- Pressesprecher Klimakrise, Energiewende
- michael.weiland@greenpeace.org
- 0160-1745772
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
Verwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Greenpeace-Recherche: Ikea lässt letzte Urwälder Europas für Möbel zerstören
Sniglar, Ingolf, Proppmätt - Für diese Ikea-Klassiker werden teilweise Urwälder in den rumänischen Karpaten abgeholzt. Das zeigt eine neue Greenpeace-Recherche, die den Weg des Holzes von den Karp...
Lula bei Scholz: Greenpeace-Aktive demonstrieren mit “Geschenken” vor Bundeskanzleramt
Geplanter EU-Mercosur-Deal widerspricht Zielen der UN-Klimakonferenz für mehr Klimaschutz. Anlass für den Protest ist der Besuch des brasilianischen Präsidenten Lula da Silva.
Rechtsanalyse zum Bundeswaldgesetz: Schöne Worte, wenig Biss
Das Bundeswaldgesetz soll modernisiert werden - doch der Entwurf ist viel zu schwach. Es fehlen bundeseinheitliche Regeln zum Schutz unserer Wälder. Denn Wald ist mehr als Holz.
“Menschheit auf die Rote Liste”
Mit der Plakatkampagne macht Greenpeace darauf aufmerksam, dass die Menschen auf der Liste der bedrohten Arten stehen werden, wenn sie sich jetzt nicht aktiv für den Schutz der Artenvielfalt einset...
Greenpeace-Aktive protestieren mit Cocktailstand vor Wirtschaftsministerium gegen EU-Mercosur-Abkommen
Greenpeace protestiert gegen den Import giftiger Pestizide durch das geplante EU-Mercosur Handelsabkommen. Eine heute veröffentlichte Greenpeace-Studie zeigt, dass viele aus Brasilien importierte L...