Hamburg, 23. 4. 2004 – Nach einer neuen Studie von Greenpeace zu den Gefahren von Gen-Saaten hat die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (European Food Safety Authority/EFSA) mehrfach versagt: Bei der Prüfung gentechnisch veränderter Organismen hat sie Hinweise auf Risiken nicht ausreichend verfolgt und Genehmigungen für die EU auch bei unzureichender Datenlage befürwortet. Erst gestern war publik geworden, dass genmanipulierter Mais, den die EFSA bereits als unbedenklich bewertet hatte, in Tierversuchen deutliche Schäden auslöste. Angesichts dieser erheblichen Mängel bei der Vorbereitung von EU-Entscheidungen fordert Greenpeace von den EU-Agrarministern, auf ihrer Sitzung am Montag gegen den Import einer neuen Gen-Mais-Sorte für den europäischen Markt zu entscheiden. Auch für diesen Fall liegen Indizien einer ungenügenden Prüfung vor.
„Die EFSA prüft schlampig. Gen-Pflanzen werden zugelassen, die erhebliche Gefahren und technische Mängel bergen“, sagt Henning Strodthoff, Gentechnik-Experte von Greenpeace. „Offensichtlich wiegen hier wirtschaftliche Interessen schwerer als der Schutz von Umwelt und Verbraucher.“ Greenpeace fordert, dass unter diesen Bedingungen keine neuen Gen-Pflanzen mehr zugelassen werden dürfen und die Risiken der Pflanzen, die bereits auf dem Markt sind, neu bewertet werden. „Würde die EFSA die derzeit vorliegenden Anträge sorgfältig prüfen, müsste sie wohl fast allen Gen-Saaten die Zulassung verweigern.“
Die Greenpeace-Studie zeigt auf, dass Gen-Pflanzen auch dann einen Freibrief von der Behörde erhalten, wenn Daten fehlen, Hinweise auf technische Fehler bei der Übertragung der Gene vorliegen und sie auffällige Veränderungen in den Inhaltsstoffen zeigen. Dies gilt auch für den insektengiftigen Gen-Mais mit dem Kürzel MON 863, der jetzt bei einer Untersuchung in Frankreich gravierende gesundheitliche Auswirkungen bei Ratten auslöste. Deswegen mahnte Greenpeace in diesem Fall schon im Jahr 2003 weitere Untersuchungen bei der EFSA an.
„Ein Produkt, das so offensichtliche Mängel hat, darf nicht auf den Markt gebracht werden. Die Gen-Konzerne wenden immer noch Methoden an, bei denen ungewollte Auswirkungen die Regel sind. Die Verfahren zur Gen-Übertragung sind völlig veraltet und die Sicherheitsprüfungen generell unzureichend. Die alarmierenden Rattenversuche wurden von der EFSA schön geredet“, erklärt Strodthoff.
Die EFSA hat im Jahr 2003 die Arbeit aufgenommen, um die wissenschaftliche Bewertung des Risikos von Gen-Saaten zu bündeln und zu verbessern. Die Stellungnahmen der EFSA bilden die Grundlage für Entscheidungen der EU-Kommission und des EU-Ministerrates bei der Zulassungen von Gen-Food und Gen-Saaten.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/207191-eu-behorde-schlampt-bei-zulassung-von-gen-pflanzenVerwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace-Aktive protestieren bundesweit in 28 Städten gegen klimaschädliche Fleischproduktion bei Edeka
Mit A1-formatigen Fotoschildern mit der Aufschrift “Tatort Edeka-Stall” protestieren Greenpeace-Aktive an diesem Samstag deutschlandweit vor 28 Edeka-Filialen gegen Tierleid und klimaschädliche Fle...
Greenpeace-Aktive kennzeichnen Edeka-Fleischwerk als Tatort
Insgesamt 35 Greenpeace-Aktivist:innen kennzeichnen heute das Edeka-Fleischwerk “Nordfrische Center” in Lüttow-Valluhn als Tatort.
Greenpeace-Recherche: Fleischwerke von Edeka, Rewe und Kaufland verursachen 10 Millionen Tonnen CO2
Wie Edeka, Rewe und Kaufland ihre Klima- und Tierwohlversprechen brechen
Stellungnahme zur Stoffstrombilanzverordnung
Christiane Huxdorff warnt davor, dass eine verursachergerechte Kontrolle der Umwelt- und Gesundheitsbelastung durch Überdüngung unmöglich wird.
Greenpeace-Recherche zu antibiotikaresistenten Keimen: Mehr als jedes dritte Supermarkt-Fleischprodukt belastet
Bakterien mit Resistenzen gegen Antibiotika zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten wurden in zwölf von 31 Schweinefleisch-Proben (39 Prozent) nachgewiesen, sowie in sechs von zwölf Hähnchenfleisc...