Hamburg, 27.04.2006 - Der US-Agrarkonzern Monsanto will verhindern, dass die Untersuchungen zur Risikobewertung seines genmanipulierten Maises MON810 offen gelegt werden. Greenpeace hat beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) im August 2005 die Herausgabe der Daten zu Fütterungsversuchen an Ratten und Hähnchen beantragt. Nachdem die Behörde beschlossen hatte, Greenpeace die Untersuchungen zu überlassen, hat Monsanto nun Widerspruch eingelegt. Der Streit wird wahrscheinlich vor Gericht ausgetragen.
Aus Monsantos Laboren stammen 90 Prozent der weltweit angebauten Gen-Pflanzen. Der Konzern versucht seit Jahren, diese auch in Deutschland durchzusetzen Der insektenresistente Gen-Mais MON810 soll ab Ende April auf etwa 1700 Hektar in Deutschland angebaut werden.
"Der Gen-Mais soll zwar in Deutschland angebaut und verzehrt werden, die Risikobewertung jedoch unter Verschluss bleiben", sagt Christoph Then, Gentechnikexperte von Greenpeace. "Was hat Monsanto zu verbergen? Offensichtlich traut Monsanto der Qualität seiner Produkte selbst nicht." Greenpeace fordert, dass der Anbau der Gen-Pflanzen gestoppt wird.
Für einen weiteren Gen-Mais (MON863) von Monsanto erzwang Greenpeace bereits vergangenes Jahr per Gericht, die Akten zu Fütterungsversuchen zu erhalten. Unabhängige Wissenschaftler überprüften die Versuche. Ihr Ergebnis: Monsanto hatte fragwürdige Methoden angewandt, den Zulassungsbehörden waren bei der Bewertung der Daten grobe Fehler unterlaufen.
Monsanto blockiert nicht nur bereits bestehende Daten. Auch weitere Forschung zur Sicherheit seiner Gen-Produkte will das Unternehmen verhindern. Greenpeace hat Monsanto um Saatgut-Proben ersucht, um sie von unabhängigen Laboren auf gesundheitsgefährdende Inhaltsstoffe untersuchen zu lassen. Im April antwortete Unternehmens-Sprecher Andreas Thierfelder: "Hierzu bringe ich Ihnen nochmals zur Kenntniss, dass weder Monsanto noch die Märka Saatgut (...) zu Forschungszwecken verkauft." Märka ist Monsantos deutscher Vertragspartner in Eberswalde/Brandenburg. Auch Wissenschaftler beklagen sich immer wieder, dass ihnen von der Gen-Industrie der Zugang zu Saatgut verwehrt wird.
In einem kürzlich veröffentlichten Bericht stellt die EU-Kommission fest, dass die Auswirkungen von genmanipulierten Pflanzen wie dem Gen-Mais MON810 auf Umwelt, Tier und Mensch bisher nur unzureichend untersucht sind. Unter anderem könnten Langzeitschäden an Menschen nicht ausgeschlossen werden. Inzwischen fordert die Kommission eine bessere Sicherheitsbewertung von Gen-Saaten. Auch Verbraucherminister Horst Seehofer (CSU) hat den deutschen Umweltverbänden am 20. April zugesagt, die Sicherheit der Gen-Saaten erneut prüfen zu lassen.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/206961-monsanto-will-risikoforschung-zu-gen-mais-geheim-haltenVerwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Stellungnahme zu den Aussagen des designierten Bundeslandwirtschaftsministers Alois Rainer (CSU) zu Fleischpreisen
Anne Hamester, Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace, findet es an der Zeit, eine unbequeme Wahrheit ans Licht zu bringen. Billiges Fleisch ist eine teure Illusion – wir zahlen den wahren Preis mi...
Umwelt- und Gesundheitskosten des Ernährungssystems belasten Wirtschaft und Gesellschaft mit Milliarden Euro im Jahr
Der hohe Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten, aber auch von Zucker und Fett, hat gravierende Folgen für die Umwelt und die menschliche Gesundheit. Die sogenannten externen Kosten de...
Greenpeace-Stellungnahme zum Bericht der AG Landwirtschaft in den Koalitionsverhandlungen
Anne Hamester, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace, sieht in der Unverbindlichkeit die Gefahr, dass vereinbarte Klimaziele und der dringend notwendige Arten- und Umweltschutz in Gefahr geraten
Stellungnahme zum Stickstoff-Urteil in den Niederlanden
Zugunsten strengerer Umweltauflagen für die niederländische Landwirtschaft hat heute das nationale Zivilgericht in Den Haag entschieden. Um die umweltschädlichen Stickstoffemissionen zu verringern,...
Greenpeace-Umfrage: Große Mehrheit fordert von Agrarminister:in auch Verbraucherpolitik
Knapp drei Viertel der Bundesbürger:innen erwarten in einer Umfrage vom künftigen Bundeslandwirtschaftsministerium, dass die Interessen von Landwirt:innen und Verbraucher:innen gleichrangig behande...