Santarém/Brasilien, 19.05.2006 - Greenpeace-Aktivisten haben heute im Hafen von Santarém die illegal gebaute Soja-Verladestation des US-Agrarkonzerns Cargill lahm gelegt. Kletterer entrollten auf dem Dach des Hafengebäudes ein Transparent "Fora Cargill" (Cargill raus). Das Greenpeace-Schiff Arctic Sunrise versucht, dort anzulegen, damit dort keine Sojaschiffe aus dem Regenwald anlegen und entladen werden können. Ein Cargill-Schiff rammt immer wieder die Arctic Sunrise. 200 Soja-Farmer sind vor Ort. Einige haben das Greenpeace-Schiff geentert und werfen mit Steinen auf Aktivisten. Aufgebrachte Soja-Farmer versammeln sich auch vor der Polizei-Station, in der acht festgenommene Aktivisten untergebracht sind.
Cargill kauft Soja aus dem Amazonas-Regenwald auf, lädt sie um auf große Übersee-Frachter und verschifft sie nach Europa. Dort werden die eiweißreichen Bohnen mehrheitlich an Schweine, Hühner oder Kühe verfüttert. Greenpeace fordert von Cargill und der europäischen Lebensmittel-Industrie, weder genmanipulierte Soja noch Soja aus dem Amazonas-Gebiet einzukaufen oder zu verfüttern. Die letzen Urwälder müssen als Schatzkammern der Artenvielfalt erhalten bleiben.
"Cargill frisst sich durch den Regenwald wie Bagger durch den Tagebau", sagt Thomas Henningsen, Waldexperte bei Greenpeace. "Der Urwald brennt für den Soja-Anbau. Tausende Menschen werden vertrieben, um Soja-Monokulturen anzulegen. Wofür das alles? Für Steaks und Chicken McNuggets in Europas Supermärkten und Fast-Food-Ketten. Doch der Amazonas-Urwald darf nicht zum billigen Agrarland des Nordens verkommen." In einem Gespräch mit Greenpeace Anfang Mai weigerte sich Cargill, auf den Kauf von Soja aus dem Amazonas-Gebiet zu verzichten.
Cargill unterstützt offen die Einrichtung neuer Soja-Farmen mitten im Regenwald. Der Agrarkonzern bezieht auch Soja von Feldern, die illegal gerodet wurden, sowie von Farmern, die in Landraub und Sklaverei verwickelt sind. Das konnte Greenpeace im Report Eating up the Amazon (Wir essen Amazonien auf) dokumentieren. Cargill unterhält 13 Soja-Speicher im Amazonas-Regenwald - mehr als jede andere Soja-Firma dort.
Die Soja-Verladestation in Santarém hat Cargill illegal gebaut. Nach mehrjährigem Rechtsstreit urteilte das zweit höchste Gericht Brasiliens im Februar 2006, dass Cargill eine Umweltverträglichkeitsprüfung für den Anleger im Hafen vorlegen muss. Die Anlage ist jedoch schon fertig gebaut und Cargill wehrt sich weiterhin gegen die Auflagen des Gerichts.
Die Soja-Farmer und die Agro-Konzerne, die hinter ihnen stehen, sind heute die treibende Kraft der Urwaldzerstörung im Amazonas-Gebiet. Bereits 1,2 Millionen Hektar Regenwald wurden zerstört, um dort - meist illegal - Sojabohnen anzubauen. In den vergangenen Wochen hat Greenpeace mehrmals im Amazonas-Urwald und im Hafen von Amsterdam, wo die Soja-Frachter von Cargill einlaufen, gegen den Anbau von Soja protestiert.
Die drei US-Agrarkonzerne Cargill, ADM und Bunge kontrollieren zusammen etwa 60 Prozent der Sojaproduktion in Brasilien und mehr als drei Viertel der Soja-Verarbeitung in Europa. Deutschland importiert jährlich über drei Millionen Tonnen Soja aus Brasilien. Ein Großteil wird aus Holland eingeführt. Soja-Schrot wird mit Binnenschiffen nach Deutschland geliefert.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9 - 14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Michael Weiland
- Pressesprecher Klimakrise, Energiewende
- michael.weiland@greenpeace.org
- 0160-1745772
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/206952-greenpeace-sperrt-verladestation-fur-soja-im-regenwaldVerwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Greenpeace-Recherche: Ikea lässt letzte Urwälder Europas für Möbel zerstören
Sniglar, Ingolf, Proppmätt - Für diese Ikea-Klassiker werden teilweise Urwälder in den rumänischen Karpaten abgeholzt. Das zeigt eine neue Greenpeace-Recherche, die den Weg des Holzes von den Karp...
Lula bei Scholz: Greenpeace-Aktive demonstrieren mit “Geschenken” vor Bundeskanzleramt
Geplanter EU-Mercosur-Deal widerspricht Zielen der UN-Klimakonferenz für mehr Klimaschutz. Anlass für den Protest ist der Besuch des brasilianischen Präsidenten Lula da Silva.
Rechtsanalyse zum Bundeswaldgesetz: Schöne Worte, wenig Biss
Das Bundeswaldgesetz soll modernisiert werden - doch der Entwurf ist viel zu schwach. Es fehlen bundeseinheitliche Regeln zum Schutz unserer Wälder. Denn Wald ist mehr als Holz.
“Menschheit auf die Rote Liste”
Mit der Plakatkampagne macht Greenpeace darauf aufmerksam, dass die Menschen auf der Liste der bedrohten Arten stehen werden, wenn sie sich jetzt nicht aktiv für den Schutz der Artenvielfalt einset...
Greenpeace-Aktive protestieren mit Cocktailstand vor Wirtschaftsministerium gegen EU-Mercosur-Abkommen
Greenpeace protestiert gegen den Import giftiger Pestizide durch das geplante EU-Mercosur Handelsabkommen. Eine heute veröffentlichte Greenpeace-Studie zeigt, dass viele aus Brasilien importierte L...