Hamburg, 17. 12. 2004 – Über die Zulassung von genmanipulierten Rapssamen entscheiden die europäischen Umweltminister am kommenden Montag in Brüssel. Greenpeace fordert die Bundesregierung auf, sich im Umweltministerrat gegen den Import auszusprechen. Der gegen ein Spritzmittel resistente Gen-Raps mit dem Kürzel GT73 der Firma Monsanto hat in Tierversuchen mit Ratten und Fischen gesundheitliche Auffälligkeiten bis zu Lebervergrößerungen bei den Nagetieren verursacht. Nach Recherchen von Greenpeace mangelte es weiteren Fütterungsversuchen Monsantos an der nötigen wissenschaftlichen Sorgfalt, um diese Befunde zu widerlegen. Dennoch hat die europäische Lebensmittelbehörde EFSA (European Food Safety Authority) die Gen-Saaten bereits für unbedenklich erklärt. Der importierte Raps soll zwar nicht für den Anbau, aber für die Weiterverarbeitung zu Ölprodukten und Tierfutter nach Europa eingeführt werden.
„Monsanto missachtet wesentliche Sicherheitsstandards, um seine Produkte möglichst schnell auf den Markt zu bringen“, sagt Gentechnik-Experte Christoph Then von Greenpeace. „Die vorliegenden Untersuchungen sind unzureichend, der Gen-Raps kann nicht als sicher angesehen werden. Deutschland muss dagegen votieren.“
Während sich die meisten EU-Mitgliedsstaaten bereits im Juni gegen eine Zulassung von GT73 ausgesprochen hatten, enthielten sich die deutsche Bundesregierung und vier weitere Staaten der Stimme. Dadurch wurde die notwendige qualifizierte Mehrheit gegen den Import verfehlt. Sollte sich dieses Ergebnis bei der Abstimmung am 20. Dezember wiederholen, könnte die EU-Kommission den Gen-Raps gegen den Willen der meisten EU-Länder zulassen. England, Österreich und Zypern haben ihre ablehnende Haltung schriftlich begründet. Sie rügen die Ergebnisse aus den Tierversuchen sowie fehlende Untersuchungen zu möglichen Allergien und verweisen auf die Gefahr der unkontrollierten Ausbreitung des Gen-Rapses.
„Transport und Lagerung der Rapssamen bergen unkalkulierbare Risiken. Die Saaten können vom Wind verweht werden, sie überwintern im Boden und keimen auch außerhalb des Ackers. Zudem kann sich der genmanipulierte Raps mit seinen wilden europäischen Verwandten kreuzen. Es gibt kaum Chancen, die Ausbreitung der Gen-Pflanze zu stoppen“, erklärt Then.
Greenpeace bekräftigt auch seine Kritik an der EFSA. Nach Ansicht der Umweltschutzorganisation muss die Funktionsfähigkeit der Behörde grundsätzlich in Frage gestellt werden. Zahlreiche Beispiele belegen, dass die EFSA auch bei Hinweisen auf vorhandene Risiken gentechnisch veränderter Organismen grünes Licht für deren Zulassung gibt. Unabhängige Kontrollen können durch die starken personellen Verflechtungen zwischen der EFSA und nationalen Sicherheitsbehörden nicht gewährleistet werden.
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