Frankfurt/M., 5. 8. 2002 – Das von Greenpeace am Mittwoch aufgedeckte Feld mit genmanipuliertem Mais in Wölfersheim (Wetteraukreis in Hessen) wurde am Wochenende vorzeitig gemäht und der unreife Gen-Mais untergepflügt. Der Landwirt wollte den Gen-Mais Bt-176 des Saatgut-Konzerns Syngenta (Maintal) ursprünglich als Futter für sein Milchvieh verwenden. Nach Angaben des Bauern handelte es sich bei dem Gen-Saatgut um Restbestände aus dem Jahr 2001.
Das Bundessortenamt (BSA) in Hannover hat zwar für dieses Jahr 50 Tonnen genmanipulierten Mais zugelassen. Doch speziell für den Gen-Mais Bt-176, der jetzt in Wölfersheim entdeckt wurde, setzte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) im März 2000 die Genehmigung aus. Anbau und Verwertung der Ernte erlaubt das BMG nur unter der Auflage, dass am Acker Forschung betrieben wird. Der Landwirt sagte jedoch gegenüber Greenpeace, es habe an dem Acker keine Forschung stattgefunden und sie sei auch nicht geplant gewesen. Damit wäre das Gen-Maisfeld illegal.
Das hessische Landwirtschaftsministerium in Wiesbaden bezeichnete das Gen-Maisfeld in Wölfersheim nach seiner Aufdeckung am Mittwoch dagegen als legal nach der Freisetzungs-Richtlinie der EU. Dabei verschwieg das Ministerium die Einschränkung durch das BMG.
Nachdem der Anbau des Gen-Maises öffentlich bekannt war, erhielt der Landwirt nach eigener Aussage am vergangenen Freitag (2.8.) Besuch von zwei Mitarbeitern des Saatgut-Konzerns Syngenta sowie von einem Beamten des Regierungspräsidiums Gießen. Die drei Besucher hätten ihn gebeten, auf den 1.8. bzw. den 19.7.2002 rückdatierte Dokumente zu unterschreiben. Er habe jedoch die Unterschrift verweigert.
"Der gemeinsame Auftritt von Syngenta und der Behörde kurz nach der Aufdeckung des Feldes ist höchst dubios", sagt Henning Strodthoff, Gentechnik-Experte von Greenpeace. "Wir fordern, diesen Vorgang schnellstens aufzuklären. Außerdem müssen die Behörden alle Standorte bekannt geben, an denen Gen-Mais angebaut wird, und der Mais muss unschädlich entsorgt werden."
Der Gen-Mais Bt-176 bildet durch Genmanipulation ein Insektengift, das jedoch nicht nur unerwünschte Insekten wie den Maiszünsler tötet, sondern auch die Larven nützlicher Schmetterlingsarten. Zudem enthält er ein Gen, das ihn gegen bestimmte Antibiotika widerstandsfähig macht. Über Tierfutter und Lebensmittel könnte es im Darm zu einer Übertragung der Antibiotika-Resistenzgene auf Krankheitserreger kommen. Diese wären dann ebenfalls immun gegen diese Antibiotika. Ärzte warnen davor, dass die Behandlung von Patienten schwieriger wird, da Antibiotika dadurch beim Menschen wirkungslos werden können.
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