Washington / Hamburg, 4. 9. 2014 – Die letzten Gebiete unberührter Waldwildnis auf unserem Planeten sind im Zeitraum 2000 bis 2013 um 8,1 Prozent geschrumpft. Der Verlust beträgt insgesamt 104 Millionen Hektar, eine Fläche etwa dreimal so groß wie Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse von Greenpeace, der University of Maryland und Transparent World.
Sie basiert auf öffentlichen Satellitenbildern und eigenen Kartierungen. „Unsere Auswertung zeigt erschreckend deutlich, wie massiv der Druck auf die Wälder wächst“, sagt Jannes Stoppel, Waldexperte von Greenpeace. „Wir müssen den Wert wilder Wälder wieder schätzen lernen: Sie beheimaten unzählige Tier- und Pflanzenarten, regulieren das Klima, reinigen Luft und Wasser und stellen die Lebensgrundlage für zahlreiche Völker dar.“
Wälder machen knapp über ein Viertel der weltweiten Landfläche aus. Doch nur noch etwa ein Zwölftel der Landfläche besteht aus intakter Waldwildnis, das meiste davon wilde Wälder, aber auch Seen, Buschland, Grasland, Sümpfe, Felsen. Fast 95 Prozent der verbleibenden Waldwildnis findet sich in tropischen und borealen Regionen. Dort ist der Verlust seit dem Jahr 2000 besonders hoch. 47 Prozent der ökologischen Entwertung von intakten Flächen (Degradierung) fanden im borealen Waldgürtel, der Kanada, Russland und Alaska verbindet, statt. 25 Prozent schwanden im südamerikanischen Amazonas, weitere 9 Prozent im afrikanischen Kongobecken.
„Es ist unglaublich, in welchem Tempo wir unsere natürlichen Lebensgrundlagen zerstören. Wir brauchen dringend mehr Schutzgebiete, in die der Mensch nicht zerstörerisch eingreifen darf“, sagt Stoppel. Ausgelöst wird die Degradierung in der Regel durch die Zerstückelung zusammenhängender Waldflächen, vor allem durch Straßenbau und Holzeinschlag. Dies ebnet Wilderern sowie illegalen und gewerblichen Holzfirmen den Weg. Zusätzlich entweichen durch die Eingriffe in das Ökosystem Treibhausgase, die den Klimawandel weiter anfachen.
Die aktualisierte Weltkarte der Wälder zeigt, wo Entscheidungsträger dringend aktiv werden müssen. So müssen nationale Regierungen beispielsweise dringend Schutzgebiete etablieren und die Rolle der traditionell im Wald lebenden Völker stärken. Organisationen wie der Forest Stewardship Council (FSC) stehen in der Pflicht, über die Vergabe ihres Gütesiegels den Holzeinschlag in den besonders betroffenen borealen Wäldern einzudämmen. Die Vereinten Nationen sowie Geberländer und Entwicklungsbanken könnten die Entwicklungsländer viel stärker beim Waldschutz fördern. Aber auch die Wirtschaft und die Endverbraucher sind gefragt, Holz- und Papierwaren sparsam zu konsumieren.
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