Essenbach/Bayern, 12. 9. 2022 – Für ein Abschalten aller Atomkraftwerke zum gesetzlich festgelegten Ausstiegsdatum 31. Dezember 2022 demonstrieren Greenpeace-Aktivist:innen heute am bayerischen AKW Isar 2. „Riskant und überflüssig“ haben sie in riesigen Lettern an den 165 Meter hohen Kühlturm des Kraftwerks projiziert. Nach den Plänen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) sollen Isar 2 und das baden-württembergische AKW Neckarwestheim 2 im kommenden Winter bis April 2023 als Reserve vorgehalten und im Bedarfsfall wieder angefahren werden. Beide Kraftwerke laufen seit 2019 ohne gültige Sicherheitsüberprüfung. „Wir brauchen diese Hochrisikotechnologie nicht mehr“, sagt Stefan Krug, Leiter des bayerischen Landesbüros von Greenpeace. „Es ist erwiesen, dass die letzten Atommeiler nur winzige Mengen Gas ersetzen und Strom nicht billiger machen. Markus Söder und Friedrich Merz schüren die Ängste der Menschen, um vom Versagen der Union beim Ausbau erneuerbarer Alternativen zu Öl, Gas, Kohle und Atom abzulenken.“
Der am vergangenen Montag veröffentlichte Stresstest der Übertragungsnetzbetreiber zeigt klar: Die letzten drei Atomkraftwerke würden im so genannten Streckbetrieb nur noch 0,8 Prozent der Stromversorgung gewährleisten und weniger als 0,2 Prozent des Gasverbrauchs einsparen. Mit einer Stromproduktion von maximal fünf Terawattstunden können die AKW außerdem die Strompreise nicht spürbar senken.
Die für den Test simulierten Szenarien gehen von äußerst unwahrscheinlichen Extremlagen aus. Nur wenn viele dieser Stressfaktoren zusammenkommen, könnte es für wenige Stunden zu einem Engpass bei der Stromversorgung kommen. Die Atomkraftwerke könnten aber auch in diesem Fall kaum einen Beitrag zur Sicherung der Stromversorgung leisten. Wesentlich stärker würden verbindliche Reduktionsziele für den Stromverbrauch von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen beitragen. Auch die hohen Energiepreise lassen den Verbrauch sinken. Beide Faktoren wurden im Stresstest nicht berücksichtigt. „Statt rückwärtsgewandte Scheindebatten um Laufzeitverlängerungen zu führen, sollte Bayerns Ministerpräsident sich sofort um einen beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren und wirksame Maßnahmen zum Energiesparen kümmern“, so Krug.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Sonka Terfehr
- Pressesprecherin Energiewende, Gasausstieg
- sonka.terfehr@greenpeace.org
- 0175-5891718
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/218111-riskant-und-uberflussig-greenpeace-aktive-protestieren-an-kuhlturm-von-akw-isar-2Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Ohne Windkraft an Land wäre Strom 2024 um 50 Prozent teurer gewesen
Der Rückbau von Windkraftanlagen an Land, mit dem im Wahlkampf gedroht wird, würde Strom massiv verteuern und Milliarden an Entschädigungen nach sich ziehen.
Dritter Jahrestag des Kriegsbeginns: Aktivist:innen protestieren auf der Ostsee gegen russische Ölexporte mit veralte...
Gegen umweltgefährdende russische Ölexporte mit maroden Tankern der sogenannten Schattenflotte protestieren heute 15 Greenpeace-Aktivist:innen auf der Ostsee vor Rostock.
Greenpeace-Kurzstudie: Klimageld wäre ökologischer und gerechter als Steuersenkungen
Die Entlastung durch ein Klimageld ist sozial gerechter und ökologisch vorteilhafter als Steuersenkungen. Das ist das Ergebnis einer Kurzstudie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft im Auft...
Greenpeace Stellungnahme zum Zweijahresgutachten des Expertenrates für Klimafragen
Um die Menschen vor den schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise zu schützen, muss Deutschland seinen Beitrag zur Stabilisierung der Erderwärmung auf 1,5 Grad leisten.
Deutschland und die G7 geben immer mehr Geld für klimaschädliche Subventionen aus
Trotz klammer Haushalte und weltweit steigender CO2-Emissionen subventionieren die großen Industrienationen der G7-Gruppe klimaschädliche Energien weiter mit Rekordsummen.