Neuer Atombomber F-35 könnte zum Fiasko werden

Greenpeace-Studie zeigt: Der Protoyp ist voller Mängel, die Kosten könnten explodieren / Der Einsatz macht Deutschland weiter zum Ziel von Atomangriffen

Hamburg, 23. 6. 2022 – Die geplanten neuen F 35-Atombomber für die Bundeswehr könnten zu einem technischen, finanziellen und politischen Fiasko werden. Das zeigt eine Studie im Auftrag von Greenpeace. Demnach weist das Flugzeug zehn Jahre nach Entwicklung noch über 800 Mängel auf. Die Kosten für Kauf und Betrieb sind unklar und könnten sehr viel höher werden als jetzt absehbar.

„Der Kauf der F-35 wäre eine gravierende Fehlinvestition. Das Vorhaben zeigt exemplarisch,  dass die hektisch getroffenen Entscheidungen nach Beginn des Ukrainekrieges und der Fokus allein aufs Militärische nicht wirklich zu mehr Sicherheit führen.  Christoph von Lieven, Greenpeace-Experte für Frieden und Abrüstung

Zudem würde der neue Atombomber Deutschland weiter zur potentiellen Ausgangsbasis und zum Angriffsziel für einen atomaren Erstschlag machen.

Die bisherigen deutschen Träger-Flugzeuge für die in Rheinland-Pfalz stationieren US-Atombomben sollten eigentlich durch F/A-18 Kampfflugzeuge ersetzt werden. Doch in seiner Rede zum 100-Milliarden-Sondervermögen am 27.2.2022 kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz plötzlich den Erwerb der F-35 an – ohne jede parlamentarische oder gesellschaftliche Debatte im Vorfeld. Bei allen bislang produzierten F-35 handelt es sich noch um Modelle der so genannten Anfangsproduktion. Ob das Flugzeug alle Tests für die Serienreife bestehen wird, ist völlig unklar. Die größten Probleme:

- Immer mehr F-35 müssen am Boden bleiben, weil sie kein funktionierendes Triebwerk haben. Der US-Rechnungshof warnt: Falls nicht drastisch gegengesteuert wird, könnten 2030 bis zu 43 Prozent der Flugzeuge flugunfähig sein.

 

- Im Schnitt kann eine F-35 nur in weniger als 40 Prozent der Zeit alle ihre Aufgaben erfüllen („voll einsatzbereit“). Selbst ein „teilweise einsatzbereit“ (fliegen und mindestens eine Aufgabe erfüllen) erreichen nach US-Angaben nur 68,8 Prozent.

 

- Der für die Tests notwendige Simulator ist noch nicht fertig. Daher kann noch gar nicht beurteilt werden, über welche Fähigkeiten die F-35 im Ernstfall verfügt.

 

- Die Tests könnten auch an den noch 826 bestehenden Mängeln scheitern, davon vier kritische Mängel der sicherheitsrelevanten Kategorie I.

Hier wird sehr viel Geld in ein Projekt gesteckt, das in mehrfacher Hinsicht riskant ist. Diese Summe fehlt für Maßnahmen, die echte Sicherheit schaffen wie Klimaschutz, Bildung, Völkerverständigung und die Stärkung ziviler Friedensprävention. Christoph von Lieven, Greenpeace-Experte für Frieden und Abrüstung

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