Gentechnik schleicht sich ins Restaurant

Gen-Soja-Öl wird auf Speisekarten häufig nicht gekennzeichnet

Hamburg, 10.1.2005 – In vielen Restaurants, Kantinen und an Imbissständen werden nach Recherchen der Greenpeace Gen-Detektive gentechnisch veränderte Soja-Öle der Marke Sedina, Selsana und Gerlicher verwendet. Gäste erfahren nichts davon, auf den Speisekarten finden sich keine Hinweise. Nach der Kennzeichnungsverordnung vom April 2004 müssen nicht nur Lebensmittelhersteller auf der Verpackung über genmanipulierte Zutaten informieren, auch Restaurants müssen ihre Gäste darauf hinweisen. Fehlt der Hinweis, machen sich Wirte strafbar und riskieren Bußgelder bis zu 50.000 Euro. Greenpeace fordert von der Gastronomie-Branche, beim Einkauf die entsprechende Kennzeichnung auf der Verpackung zu beachten und ein Produkt ohne Gentechnik zu wählen. Die Lebensmittelüberwachung der Bundesländer soll zudem umfassend informieren und Verstöße verfolgen.

„Über 70 Prozent der Verbraucher lehnen Gen-Food ab, doch im Salat, in Saucen oder als Bratfett für Pommes wird ihnen genmanipuliertes Öl untergeschoben“, sagt Henning Strodthoff, Gentechnikexperte von Greenpeace. „Im Supermarkt wäre genmanipuliertes Öl unverkäuflich, den Herstellern bleiben daher als letzter Ausweg nur die Restaurants, die das Problem noch gar nicht erkannt haben.“

Es wird den Wirten im Fall „Sedina“ auch nicht einfach gemacht, den brisanten Inhalt zu erkennen: Die Ölmühle Hamburg, einer der größten Soja-Importeure Deutschlands, druckt zwar den Hinweis „hergestellt aus gentechnisch veränderten Sojabohnen“ auf die Ölfässer und erfüllt somit formal die Kennzeichnungsauflagen. Ansonsten sieht das grüne Fass des günstigen und in der Gastronomie weit verbreiteten Speiseöls aus wie seit Jahren. Die seit April erhältliche gentechnikfreie Variante bietet die Ölmühle dagegen in einem blauen Fass an.

„Das Kalkül der Ölmühle ist klar, sie spekuliert auf den Griff der Gewerbekunden nach der gewohnten Verpackung, um so ihr Gentechnik-Öl loszuwerden“, erklärt Strodthoff. „Die meisten von uns befragten Köche lehnen jedoch genmanipulierte Produkte ab. Das sollten sie auch den Ölproduzenten klar und deutlich sagen.“

Die Greenpeace-Verbraucherorganisation „Einkaufsnetz“ bietet engagierten Verbrauchern eine Plattform, um sich mit ihrer Kaufentscheidung gegen Gentechnik in Lebensmitteln zu wehren. Greenpeace lehnt den Anbau von Gen-Pflanzen ab, da sie sich unkontrolliert in der Natur ausbreiten und die gentechnikfreie Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion gefährden. RoundupReady Soja ist die weltweit am häufigsten angebaute, genmanipulierte Pflanze. Hersteller von Produkten aus Gen-Soja sind mitverantwortlich für die ökologischen Probleme des Gentechnik-Anbaus.

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Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.

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