Berlin, 31.05.2005 - Greenpeace legte heute unter dem Namen Top Runner einen Entwurf für ein Gesetz vor, dass die Energieverschwendung durch minderwertige Elektrogeräte wirksam bekämpfen soll. Der Zeitpunkt ist kein Zufall: In der vergangenen Woche hatte der Europäische Rat die Ökodesign-Richtlinie verabschiedet. Diese Richtlinie ermöglicht der EU, Vorgaben für die technische Gestaltung von Elektrogeräten zu machen.
Der Greenpeace-Vorschlag ergänzt diesen Ansatz nun durch eine entscheidende neue Idee: Unter dem Top Runner-Konzept setzen die besten Geräte den Standard für die Entwicklung aller. Dadurch bekommen Hersteller von Qualitätsware ein Werkzeug in die Hand, mit dem sie ihre Konkurrenz unter Druck setzen und sich so einen Wettbewerbsvorteil sichern können.
"Wenn Energieverschwendung im Wettbewerb benachteiligt wird, entsteht ganz schnell eine Dynamik zu Gunsten von effizienten Geräten", erklärt Jonas Mey, Energieexperte von Greenpeace. "Pfiffige Ingenieure können so klimaschädliche Energieverschwendung schnell bekämpfen. Wettbewerb könnte da effektiver wirken als ordnungsrechtliche Vorgaben. Es reicht, den rechtlichen Rahmen zu schaffen, in dem sich solche Innovationen lohnen."
Im Zusammenhang mit den bevor stehenden Neuwahlen erklärt Mey: "Klimaschutz ist keine Frage von politischer Couleur. Wir appellieren deshalb an alle Parteien, gegen Energieverschwendung wirksam vorzugehen und gleichzeitig den massiven Ausbau sauberer Energietechnologien voran zu treiben. Der Klimawandel legt keine Pause ein, nur weil in Deutschland Wahlen abgehalten werden."
Das Top Runner-Konzept von Greenpeace sieht vor, dass zum Beispiel Hersteller von Toastern, Staubsaugern oder Heizkesseln jeweils untereinander in Wettbewerb um den geringsten Energieverbrauch treten. Unter den besten wird ein Standard als Richtwert ermittelt (so genannter Benchmark). Geräte, deren Energieverbrauch den Richtwert unterschreiten, bekommen die Bestnote 1. Geräte mit höherem Energieverbrauch die Noten 2 bis 5, wobei die schlechtesten Klassen 4 und 5 zusätzlich mit einem Warnhinweis versehen werden müssen.
Will ein Hersteller seine Mitbewerber unter Druck setzen, kann er neue effizientere Geräte in diesem Wettbewerb platzieren und so den Leistungsschnitt heben. Weniger effiziente Geräte rutschen dadurch automatisch in eine schlechtere Kategorie, werden als Energieverschwender gekennzeichnet und so nach und nach vom Markt verdrängt. Der Richtwert wird jedes Jahr angepasst und orientiert sich dabei an den aktuell besten Geräten, so dass der Anreiz zu fortwährender Energieoptimierung bestehen bleibt.
Japan hat bereits vor sieben Jahren ein Top Runner-Programm eingerichtet. Seitdem nimmt der Energieverbrauch japanischer Produkte kontinuierlich ab. Europäische Geräte drohen den Anschluss zu verlieren. "Damit sich für deutsche Hersteller die Entwicklung sparsamer Geräte lohnt, brauchen sie auch zu Hause einen Markt, in dem sie diese verkaufen können", so Mey.
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