Berlin, 22.08.2005 - Nach einer neuen Studie von Greenpeace gehören die vier Atomkraftwerke, die laut Ausstiegsplan in der nächsten Legislaturperiode vom Netz gehen müssen, zu Deutschlands störanfälligsten Reaktoren. Diese ältesten Atommeiler Deutschlands weisen alle besondere bauartbedingte Mängel auf, sind Spitzenreiter beim Unfallrisiko, schneiden bei mehreren Bewertungskriterien deutlich am schlechtesten ab und sind besonders verwundbar bei Terrorangriffen.
"Wenn CDU/CSU und FDP längere Laufzeiten ankündigen, meinen sie vor allem die Schrottreaktoren Biblis A und B, Brunsbüttel und Neckarwestheim 1", erklärt Thomas Breuer, Atom-Experte von Greenpeace. "Die Sicherheitsmängel kann keine Partei ignorieren, die gerne regieren möchte. Der Weiterbetrieb wäre verantwortungslos." Greenpeace fordert, so schnell wie möglich aus der Atomenergie auszusteigen. "Atomkraft ist gefährlich, sie ist unbeherrschbar, zu teuer, und die Menschen in Deutschland wollen sie nicht. Das muss auch Frau Merkel einsehen."
Eine der Ursachen für die gestiegene Anfälligkeit liegt im Atomkonsens: Nach der umstrittenen Vereinbarung zwischen Regierung und Energiekonzernen unterblieben wichtige Investitionen in die Sicherheit der alten Reaktoren. Begründet wurde dies damit, dass diese sich angesichts der begrenzten Restlaufzeit nicht mehr lohnen würden. Öffentlich wurde dies nur bei Biblis A. Dort wurde der Forderungskatalog zur Nachrüstung des Sicherheitssystems abgespeckt, nachdem die Laufzeit begrenzt worden war.
Eine Sicherheitsdebatte ist angesichts der Zustände der Atommeiler überfällig. "Bisher wird viel über Gewinne einer Laufzeitverlängerung geredet, die Kosten für mehr Sicherheit will noch niemand sehen", sagt Breuer. "Das erklärt auch, warum die Energiekonzerne so auffällig wenig begeistert auf die CDU-Versprechungen reagieren."
Die Studie belegt, dass die vier Atommeiler Biblis A und B, Brunsbüttel und Neckarwestheim 1 in den untersuchten sicherheitsrelevanten Punkten besonders schlecht abschneiden. Sowohl das Unfallrisiko als auch die Störanfälligkeit fallen bei den Reaktoren besonders hoch aus. Auch in den Untersuchungsfeldern Verwundbarkeit durch Terrorangriffe, Gefährdung bei Erdbeben und gefährliche Störfälle in der Vergangenheit schneiden die Meiler besonders schlecht ab. "Wir dürfen die Gefahr nicht unterschätzen, nur weil es in Deutschland noch nicht zum Super-GAU kam", so Breuer. "Jedes AKW birgt ein Risiko, und das Risiko ist in den letzten Jahren gewachsen."
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