Hamburg, 15.12.2005 - Damit die Weihnachtsgans eine schöne Kruste erhält, empfiehlt sich das Anbraten des Geflügels in Öl. Auch genmanipuliertes Speiseöl macht den Vogel knusprig - dennoch werden die meisten Verbraucher bei einer Zubereitung am heimischen Herd lieber darauf verzichten. Wer an Weihnachten jedoch ein bayerisches Restaurant aufsucht, bekommt den Braten eventuell in Gen-Öl serviert.
Greenpeace hat in den vergangenen Wochen das Speiseöl-Sortiment bayerischer Wirte überprüft: In 16 von 110 besuchten Restaurants in München, Regensburg, Augsburg, Nürnberg und Ingolstadt wurden Gen-Öle der Marken Sedina oder Brölio für die Zubereitung von Speisen verwendet. Obwohl es gesetzlich vorgeschrieben ist, werden Gäste auf den Speisekarten nicht über das Gen-Food informiert.
"Der Gast wird wie die sprichwörtliche Gans für dumm verkauft", sagt Corinna Hölzel, Leiterin des EinkaufsNetzes, der Verbraucherorganisation von Greenpeace. Eine Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel mit genmanipulierten Organismen gilt europaweit seit April 2004. Nicht nur Lebensmittelhersteller müssen kennzeichnen - auch in Gaststätten muss auf die Verwendung genmanipulierter Zutaten aufmerksam gemacht werden. Fehlt der Hinweis, machen sich Wirte strafbar und riskieren Bußgelder bis zu 50.000 Euro.
Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz interpretiert die EU-Verordnung 1829/2003 über genetisch veränderte Lebensmittel und Futtermittel anders: "Eine Kennzeichnung dieser Lebensmittel ist allerdings dann nicht erforderlich, wenn diese beispielsweise von Gaststätten weiterverarbeitet oder zubereitet werden", wird in einem Schreiben des Staatsministeriums an Greenpeace vom 7. September 2005 bestätigt.
Eine Greenpeace-Umfrage unter allen zuständigen Länderministerien ergab, dass Rheinland-Pfalz zur Zeit die umfangreichsten Kontrollen zu gentechnisch veränderten Lebensmitteln durchführt. Seit April 2004 wurden 8.600 Kontrollen in Restaurants und 1.200 in Bäckereien vorgenommen. Fehlende Hinweise auf Gen-Produkten wurden 43-mal festgestellt. Nach Auskunft der Lebensmittelkontrolleure haben die betroffenen Gastwirte lieber gentechnisch unverändertes Speiseöl verwendet, statt den Einsatz des Gen-Öls auf der Speisekarte kenntlich zu machen.
"Die Sonderrolle, die Bayern gerne einnimmt, schadet in diesem Fall den bayerischen Bürgerinnen und Bürgern. Ihnen wird vom Freistaat das Recht verwehrt zu wissen, was sie essen", sagt Hölzel. "Das Beste für Gastwirte ist, auf Gen-Food vollständig zu verzichten. Gen-Pflanzen bergen ökologische Risiken und Verbraucher wollen sie nicht auf ihren Tellern." Greenpeace fordert die Bayerische Staatsregierung auf, unverzüglich ihre verbraucherfeindliche Position zu ändern und die EU-Kennzeichnungsverordnung umzusetzen. Dazu müssen die Untersuchungsbehörden der Kommunen von der Regierung angewiesen werden, Kontrollen in Gaststätten durchzuführen.
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