Hamburg, 16. 2. 2004 – Erstmals seit 1998 wird die EU genmanipulierte Organismen möglicherweise noch diese Woche für die Verwendung in Lebensmitteln zulassen. Obwohl die europäischen Verbraucher Gentechnik im Essen mehrheitlich ablehnen, wird die EU-Kommission die Vertreter der Mitgliedsstaaten am Mittwoch auffordern, einen Gen-Mais des US-Konzerns Monsanto zuzulassen. Der Mais (NK 603), der gegen Spritzmittel des Konzerns unempfindlich gemacht wurde und derzeit in Nordamerika angebaut wird, könnte dann für die Herstellung von Lebens- und Futtermitteln in Europa importiert werden. Der Anbau bliebe weiterhin verboten. Greenpeace fordert die zuständige Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) auf, den Mais nicht zuzulassen, da er erhebliche Sicherheitsmängel aufweist. Unter anderem sind die langfristigen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit nicht erforscht.
Da das Stimmverhalten der EU-Staaten nicht abzusehen ist, kann es von einem einzelnen Land abhängen, ob der Gen-Mais abgelehnt wird. Greenpeace hat sich bereits schriftlich an Künast gewandt und gefordert, den Gen-Mais zu stoppen.
„Frau Künast muss die Interessen der Verbraucher schützen. Die große Mehrheit will keine Gentechnik im Essen", sagt Ulrike Brendel, Gentechnik-Expertin von Greenpeace. "Der Gen-Mais von Monsanto belegt erneut, warum der Verbraucher der Industrie nicht trauen kann. Auch in diesem Fall wurden die Gefahren nicht ausreichend untersucht." So beinhaltet der Mais fremde Genabschnitte unklarer Herkunft. Die Art und Weise, wie das fremde Gen eingebaut wurde, lässt vermuten, dass andere Gene in ihrer Aktivität beeinflusst werden. Zudem wurde das Allergierisiko nicht vollständig geklärt. "Angesichts dieser Lücken muss Künast gegen die Zulassung stimmen“, fordert Brendel.
Auch die derzeitige rechtliche Lage spricht nach Ansicht von Greenpeace gegen eine Zulassung von genmanipulierten Organismen. So gibt es bisher keine ausreichenden Regelungen gegen die unkontrollierte Ausbreitung genmanipulierter Pflanzen und die Gefährdung der herkömmlichen Landwirtschaft und der Umwelt. Geklärt ist auch nicht, wer im Schadensfall haftet. Die Gesetzgebung ignoriert bislang insbesondere Umweltschäden, die durch Gen-Pflanzen verursacht werden. In Nordamerika treten durch den Anbau von Gen-Pflanzen bereits Probleme auf. So entstehen immer mehr Unkräuter, die gegen Spritzmittel immun sind und so deren Einsatz noch steigern.
Wenn am Mittwoch in Brüssel entschieden wird, den Gen-Mais NK 603 zuzulassen, würde nach über fünf Jahren der Zulassungsstopp der EU beendet. Falls gegen den Gen-Mais entschieden wird, geht das Zulassungsverfahren in die nächste Instanz. Innerhalb der nächsten drei Monate müssen dann die zuständigen Minister der EU-Staaten über die Zulassung abstimmen.
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