Hamburg/Iskenderun, 24.02.2004 - Gegen ein deutsches Steinkohlekraftwerk in Iskenderun/Türkei haben heute bei der Einweihung durch Bundeskanzler Gerhard Schröder rund 80 lokale Umweltschützer und Greenpeace-Aktivisten protestiert, darunter zwei Deutsche. Sie veranstalteten auf der Zufahrtsstraße zum Kraftwerk ein Die-In: Um die tödlichen Folgen des Klimawandels darzustellen, legten sie sich auf den Boden und hielten Banner auf Türkisch und Deutsch: "Statt Kohle - saubere Energie!" Das umstrittene Kraftwerk Iskenderun wird den Ausstoß der Türkei von klimaschädlichen Treibhausgasen deutlich nach oben treiben. Greenpeace fordert, stattdessen das enorme Potenzial der Türkei für Erneuerbare Energien zu nutzen.
"Das neue Kohlekraftwerk ist ein Denkmal für die Scheinheiligkeit deutscher Energiepolitik", sagt der deutsche Greenpeace-Energieexperte Sven Teske. "Deutschland ringt gerade beim Emissionshandel darum, seine eigenen Treibhausgase zu verringern - und dreht anderen Ländern schmutzige Kohletechnik an." Die Betreiberfirma des Kraftwerks Iskenderun gehört zu 75 Prozent der deutschen Steag AG und zu 25 Prozent RWE. Greenpeace warnt vor dem Trend, dass deutsche Unternehmen insbesondere die Entwicklungsländer als Markt für ihre überholte Energietechnik entdecken. Özgür Gürbüz, Greenpeace-Energieexperte in der Türkei, erklärt: "In Deutschland arbeiten heute schon mehr Menschen in den sauberen Energien als in der Kohle- und Atomindustrie. Die Türkei hat diese neuen Arbeitsplätze auch verdient."
Mit dem Neubau in Iskenderun setzen sich Steag und RWE auch über den Willen der dortigen Bevölkerung hinweg: Die lokale Öffentlichkeit protestierte mehrfach wegen der befürchteten Luftverschmutzung, regionale Umweltschutzorganisationen klagten gegen den Bau.
Das 1,3 Milliarden US-Dollar teure Kraftwerk Iskenderun soll den steigenden Bedarf der Industrieregion Adana decken. Für seine Leistung von 1210 Megawatt verbraucht es 450 Tonnen Steinkohle in der Stunde - das macht nach Greenpeace-Berechnungen 6,5 Millionen Tonnen des Klimakillers Kohlendioxid im Jahr.
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