Bielovce/Bratislava, 10. 11. 2004 – Mit der Sicherung eines verrotteten Lagers mit alten und extrem giftigen Pestiziden aus der DDR haben heute Morgen 30 Greenpeace-Aktivisten aus der Slowakei, Tschechien, Ungarn, Österreich und Deutschland im Süden der Slowakei begonnen. Nahe der Ortschaft Bielovce, 120 km östlich von Bratislava, lagern auf dem Gelände eines ehemaligen Landwirtschaftskollektivs knapp zwei Tonnen Toxaphen, Atrazin, Lindan und andere Krebs erregende und schwer abbaubare Gifte. Die Pestizide stammen meist aus ehemaliger DDR-Produktion und werden von der Weltgesundheitsorganisation zu den giftigsten überhaupt gerechnet. Toxaphen ist durch die globale Stockholm Konvention über Dauergifte verboten. Restbestände müssen laut Abkommen vernichtet werden.
„Angesichts der Herkunft aus Deutschland kann man die Slowakei nicht allein auf dem Problem sitzen lassen“, sagt Andreas Bernstorff von Greenpeace Deutschland. „Wir brauchen eine europäische Lösung für neue Mitgliedstaaten. Dafür sollte das deutsche Umweltministerium sich besonders einsetzen.“
Nach Erkenntnissen von Greenpeace wurden die Gifte in dem Lager in der Slowakei vor über 20 Jahren als Insektenbekämpfungsmittel importiert, nicht genutzt und verrotten nun völlig ungesichert in einem alten Schuppen. Das Gebäude mit abgetragenem Dach, zerschlagenen Fenstern und eingefallener Decke, durch die der Regen eindringt, liegt direkt an einer Landstraße - frei zugänglich zum Beispiel für spielende Kinder. Greenpeace-Untersuchungen wiesen die Altpestizide bereits im zehn Meter entfernten Erdreich nach. Eine weiträumige Boden- und Grundwasservergiftung kann also nicht ausgeschlossen werden. Die Aktivisten werden das Gebäude reparieren, sie füllen die zerrissenen Säcke, geplatzten Pappfässer und das frei herum liegende Material in 40 UN-genormte 200-Liter-Fässer um. Das Lager wird verschlossen, das Gebiet mit Warnhinweisen versehen und weiträumig abgesperrt.
„Wir fordern eine Sicherstellung der Bestände vor Jahresende für die spätere Vernichtung und einen Sanierungsplan für das Gelände“, sagt Martin Hojsik von Greenpeace Slowakei, „unsere Regierung hat die globale Stockholm Konvention ratifiziert und muss nun auch für die Sicherung und Vernichtung sorgen.“ Greenpeace fordert ein nationales Programm zur Altlastensanierung, um die Altpestizide umweltverträglich zu entsorgen. Hunderte solcher vergessenen Lager könnten überall in der Slowakei existieren. 300 bis 400 Tonnen solcher Uraltgifte dürften nach Schätzungen der slowakischen Behörden landesweit als chemische Zeitbomben ticken. Von ihnen geht eine große Gefahr für die Bevölkerung aus. Sie können das Grund- und Trinkwasser vergiften und die Landwirtschaft und Regionalentwicklung behindern.
Die Europäische Union muss auch für andere neue Mitgliedsländer Mittel bereitstellen, denn allein in Polen befinden sich mindestens 15.000 Tonnen Altpestizide, die zum großen Teil aus dem Westen importiert wurden. Weltweit lagern geschätzte 500.000 Tonnen Altpestizide, für deren Entsorgung Greenpeace nationale, internationale und spezielle EU-Programme fordert.
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