Hamburg, 5. 11. 2003 – Greenpeace begrüßt die angekündigte Abschaltung des Atomkraftwerks Stade. Jedes AKW, das vom Netz geht, reduziert die Gefahr eines schweren Atomunfalls, sagt Greenpeace-Atomexpertin Susanne Ochse. Aber das Problem ist mit der Abschaltung von Stade nicht beendet. Der Meiler hinterlässt ein gefährliches Erbe - 550 Tonnen hoch radioaktiver Abfälle, die noch Hunderttausende von Jahren strahlen. Für sie gibt es weltweit bislang keine sichere Möglichkeit der Entsorgung.
Um der Öffentlichkeit eine geregelte Entsorgung vorzutäuschen, verschiebt Stade-Betreiber E.on die abgebrannten Brennelemente zunächst in die französische Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) La Hague. Dort werden sie chemisch in ihre Bestandteile Uran, Plutonium und radioaktive Spaltprodukte zerlegt und anschließend neu verpackt. Dabei entstehen Unmengen strahlender Abwässer: 1,4 Millionen Liter pumpt die WAA jeden Tag in den Ärmelkanal – eines der größten Umweltverbrechen in Europa, für das auch E.on verantwortlich ist.
In La Hague kann der Atommüll nicht bleiben. Nach rund 25 Jahren muss E.on ihn wieder zurücknehmen, er wird dann in das niedersächsische Zwischenlager Gorleben gebracht. Für die nächste Woche steht ein weiterer Castor-Transport von zwölf Behältern aus La Hague nach Gorleben bevor. Wo der gefährliche Müll am Ende hin soll, weiß niemand: Der Salzstock Gorleben ist als Endlager völlig ungeeignet, weil der Müll dort nicht sicher von der Umwelt abgeschirmt werden kann.
Greenpeace fordert E.on auf, die Verschiebung weiterer Brennelemente nach La Hague sofort zu stoppen und den Atommüll stattdessen vor Ort sicher zu lagern. Die AKW-Betreiber müssen außerdem endlich Verantwortung übernehmen für ihre Abfälle und die neue Suche nach einer Möglichkeit der Entsorgung bezahlen.
Von der Bundesregierung fordert Greenpeace, die weitere Produktion von Atommüll zu unterbinden. Das heißt: Die deutschen Atomkraftwerke müssen so schnell wie technisch möglich vom Netz. Wenn das letzte AKW erst in 20 Jahren abgeschaltet wird – wie im rot-grünen „Atomausstieg“ vorgesehen – entstehen bis dahin noch einmal rund 6000 Tonnen neuer, gefährlicher Müll.
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