Greenpeace veröffentlicht Wärmebilder vom Atommüllzwischenlager Gorleben

Thermografieaufnahmen der Castorhalle verdeutlichen Strahlenproblem

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Gorleben / Hamburg, 24.09.2011 - Greenpeace-Aktivisten haben in der Nacht zum Samstag mit einer Wärmebildkamera Aufnahmen von der Castorhalle in Gorleben angefertigt. Die Thermografieaufnahmen zeigen, wie die durch den hochradioaktiven Atommüll aufgeheizte Luft im Inneren der Zwischenlagerhalle, aus den Lüftungsschlitzen des Lagers ungefiltert austritt. Auch sogenannte Streustrahlung gelangt zu einem großen Teil auf diesem Weg in die Umwelt.

Laut TÜV macht die Streustrahlung durch Neutronen aus Zu- und Abluftöffnungen der Castorhalle etwa zwei Drittel der an den Messpunkten erfassten Radioaktivität aus. Ende August war bekannt geworden, dass die genehmigten Strahlengrenzwerte rund um das Zwischenlager Gorleben noch in diesem Jahr überschritten werden könnten. Heute soll der niedersächsische Umweltausschuss über die Messwerte informiert werden. Greenpeace fordert das niedersächsische Umweltministerium auf, keinen weiteren Atommüll in Gorleben einzulagern und den für Ende des Jahres geplanten Castortransport abzusagen.

'Radioaktive Strahlung kann man nicht sehen, auch das macht sie so gefährlich', erklärt Greenpeace-Atomexperte Tobias Riedl. Auf den Bildern ist die Abwärme der Castor-Behälter zu sehen. Die Wärme entsteht durch den radioaktiven Zerfall in den Castorbehältern und ist damit ein Indikator für die Brisanz der hochradioaktiven Abfälle. Speziell die gefährliche Neutronen-Streustrahlung kann außerdem über das Dach, ähnlich wie die Abluft entweichen. Die Wärmeverteilung auf den Greenpeace-Bildern zeigt auch, dass die 102 Atommüllbehälter im nördlichen Teil der Castorhalle stehen, da die Lüftungsschlitze dort deutlich wärmere Luft abgeben.

Überschreitung der Grenzwerte nach der Belegung von rund einem Viertel der Castor-Stellplätze

'Umweltminister Hans-Heinrich Sander sollte den Messungen seiner eigenen Behörde vertrauen, anstatt die alarmierenden Messwerte in Zweifel zu ziehen. Die logische Konsequenz muss sein: Castorstopp für Gorleben', so Riedl. Nach den Berechnungen der niedersächsischen Atomaufsicht wird die starke Neutronen- und Gammastrahlung der hochradioaktiven Abfälle bereits nach der Belegung von weniger als einem Viertel der 420 zur Verfügung stehenden Castor-Stellplätze zur Überschreitung der Grenzwerte führen. Dies nach nur 16 Jahren Einlagerung in der für 40 Jahre genehmigten Castorhalle.

Laut TÜV besteht die außerhalb der Castorhalle gemessene Strahlendosis zu Dreiviertel aus Neutronenstrahlung und zu einem Viertel aus Gammastrahlung. Die Gefahr der Neutronenstrahlung wird seit 2001 höher eingeschätzt als zuvor. Dabei verblieben nach wie vor Unsicherheiten. Es ist nicht auszuschließen, dass die Grenzwerte weiter nach oben angepasst werden müssen. Ende des Jahres sollen weitere elf Castorbehälter mit Atommüll aus der französischen Plutoniumfabrik La Hague nach Gorleben gebracht werden. Hierdurch würde die Strahlenbelastung in der Umgebung weiter ansteigen.

Heute ab 10.00 Uhr soll der niedersächsische Umweltausschuss von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) über die Ende August bekannt gewordenen Messwerte informiert werden. Das niedersächsische Umweltministerium plant hierzu eine Pressekonferenz um 14.00 Uhr in Hannover.

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