Hamburg, 06.10.2011 - Greenpeace verlangt Akteneinsicht in sämtliche Strahlenmessungen am Castor-Zwischenlager in Gorleben und den damit verbundenen Schriftverkehr der zuständigen Behörden. Entsprechende Anträge nach dem Umweltinformationsgesetz (UIG) liegen dem niedersächsischen Umweltministerium seit heute vor. Innerhalb von vier Wochen muss das Ministerium laut UIG Stellung beziehen. Die Akten sollen klären, ob die Entscheidung über einen weiteren Castor-Transport in diesem Jahr nach Gorleben politisch motiviert ist. Die unabhängige Umweltschutz-organisation fordert eine Absage des für diesen November geplanten Transportes.
'Der Verdacht besteht, dass die Strahlenwerte schöngerechnet wurden, um unbeirrt an dem diesjährigen Castortransport festzuhalten,' sagt Greenpeace-Atomexperte Tobias Riedl. 'Alle Fakten zur radioaktiven Strahlung am Zwischenlager müssen auf den Tisch. Es kann kein Transport nach Gorleben rollen, der 44-mal so viel Radioaktivität enthält wie durch den Super-GAU in Fukushima ausgetreten ist.'
Drei Institutionen haben bislang unterschiedliche Strahlenwerte am Zwischenlager gemessen. Diese sind nur bruchstückhaft veröffentlicht. Der niedrigste Wert wird nun von Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) als Entscheidungsgrundlage für den anstehenden Castor-Transport aus La Hague herangezogen. Sander sieht aktuell keinen Grund mehr für eine Absage.
Greenpeace fordert Einsicht in die vollständigen Messberichte des Niedersächsischen Landesamtes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und der Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) als Betreiberin des Zwischenlagers vom Zeitraum 1983 bis heute und in die Messergebnisse der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) von Anfang September 2011. Zusätzlich verlangt die unabhängige Umweltschutzorganisation Einsicht in sämtlichen Schriftverkehr des Umweltministeriums zur sogenannten Umgebungsüberwachung in Gorleben.
Die Akteneinsicht soll klären, ob es finanzielle und zeitliche Beschränkungen oder messtechnische Vorgaben des Ministeriums an die PTB gegeben hat. 'Wie lautete der Auftrag des Umweltministers an die PTB? Warum hat die PTB überhaupt dritte Messungen gemacht, anstatt die alarmierenden Werte der behördlichen Messungen zu überprüfen? Wurde hier möglicherweise getrickst?', fragt Riedl.
Ende Juni hatten die Strahlenmessungen des NLWKN im Auftrag des Umweltministeriums ergeben, dass der Grenzwert rund um die Castorhalle im zweiten Halbjahr 2011 überschritten werden würde. Die geplante Einlagerung von elf weiteren Castoren aus der französischen Plutoniumfabrik La Hague wäre so nicht mehr zulässig gewesen. Die GNS widersprach dem aber und legte eigene, niedrigere Messergebnisse vor. Daraufhin beauftragte das Ministerium ein drittes Institut, die PTB, ebenfalls zu messen.
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