Hamburg, 18.10.2011 - Die Zwischenlagerung von hochradioaktivem Atommüll wäre am Atomkraftwerk im baden-württembergischen Philippsburg sicherer als im niedersächsischen Zwischenlager Gorleben. Dies geht aus einer Studie hervor, die die unabhängige Umweltschutzorganisation Greenpeace heute in Stuttgart vorstellt. Danach verfügt das Zwischenlager am AKW Philippsburg über ein Drainagesystem, welches bei einem Flugzeugabsturz das ausströmende Kerosin ableiten soll. So können lang anhaltende Kerosinbrände vermieden werden. Zudem entfiele das in Gorleben nötige Umladen der Castorbehälter von der Schiene auf die Straße, da Bahngleise unmittelbar auf das AKW-Gelände Philippsburg führen.
Die Studie des Diplom-Physikers Wolfgang Neumann zeigt, dass die beiden Zwischenlager bei anderen Sicherheitsaspekten wie der Überwachung der Castorbehälter sowie beim Wärmeabfuhrsystem ähnliche Voraussetzungen aufweisen. 'Der nächste Castor-Transport muss nach Philippsburg rollen und nicht nach Gorleben,' sagt Tobias Münchmeyer, Energieexperte bei Greenpeace. Zwar ist das Transportbehälter-Lager in Gorleben derzeit noch das einzig genehmigte Zwischenlager für hochradioaktiven Müll, 'daraus darf aber nicht geschlossen werden, dass es sicherer ist als die Lager neben den Atomkraftwerken. Das Gegenteil ist der Fall', so Münchmeyer.
Die Castoren mit hochradioaktivem Atommüll kommen aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague. Da in Deutschland bisher kein sicheres Endlager für stark strahlenden Müll existiert, werden die Abfälle in einer Lagerhalle in Gorleben verwahrt. Nach den Plänen der Bundesregierung sollen in diesem Jahr erneut elf Castoren aus La Hague in das rund 1500 Kilometer entfernte Zwischenlager Gorleben gebracht werden. Durch die Umleitung nach Philippsburg würde die Wegstrecke des Transports um 550 Kilometer verkürzt.
Greenpeace hatte bereits im Oktober 2010 ein alternatives Konzept zur Zwischenlagerung an AKW-Standorten veröffentlicht und auf die dadurch verkürzten Transportstrecken hingewiesen. Die heute vorgelegte Studie ergänzt den Greenpeace-Vorschlag um weitere Sicherheitsvorteile bei der Zwischenlagerung selbst.
Als Oppositionspartei hatten die baden-württembergischen Grünen noch vier Monate vor ihrem Wahlsieg selbst eine Lagerung nach Verursacherprinzip an den Reaktorstandorten gefordert. Bisher ergreift die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg allerdings keinerlei Initiative für eine Zwischenlagerung hochradioaktiver Abfälle in Philippsburg. 'Die Grünen brechen ihr Wort, wenn sie jetzt nicht den Weg für eine sicherere Einlagerung in Philippsburg frei machen', so Münchmeyer. Damit Castoren mit Atommüll aus der Wiederaufarbeitung in Philippsburg gelagert werden können, muss der Energiekonzern EnBW als AKW-Betreiber noch im Jahr 2011 eine Erweiterungsgenehmigung für das Zwischenlager beantragen. Die grüne Landesregierung ist mit 45,01 Prozent der größte Aktionär der EnBW und im Aufsichtsrat direkt vertreten.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/206359-atommull-zwischenlager-philippsburg-sicherer-als-gorlebenVerwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace-Studie: Energiehunger von Künstlicher Intelligenz gefährdet Energiewende
Der Energiebedarf von KI-Anlagen gefährdet die Fortschritte der weltweiten Energiewende, so eine aktuelle Studie des Öko-Instituts im Auftrag von Greenpeace
Greenpeace-Stellungnahme zum vorerst abgewendeten Konkursverfahren von Nord Stream 2
Greenpeace-Energieexperte Karsten Smid warnt vor den ökologischen und geopolitischen Folgen der Inbetriebnahme von Nord Stream 2
Greenpeace-Stellungnahme zu EU-Maßnahmenpaket gegen russische Energieimporte
Die Europäische Kommission will Gasimporte aus Russland bis 2027 vollständig stoppen. Heute hat sie Maßnahmen angekündigt, mit denen sie dieses Ziel erreichen will.
1200 Menschen demonstrieren in Reichling gegen Gasbohrungen in Bayern
In Reichling haben 1200 Menschen gegen Gasbohrungen in Bayern protestiert. Fridays for Future, Bund Naturschutz, Greenpeace, Protect the Planet und die örtliche Bürgerinitiative hatte zu der Kundge...
Greenpeace-Studie: Speichervolumen von CO2-Endlagern in der Nordsee stark überschätzt
Die geplanten Endlager für Kohlenstoffdioxid in der Nordsee können nicht so viel klimaschädliches CO2 aufnehmen wie von der Politik in Aussicht gestellt, so eine aktuelle Studie von Greenpeace.