Greenpeace baut Endlager für Atommüll vor bayerischer Staatskanzlei

Kein Bundesland produziert soviel strahlenden Abfall wie Bayern

München, 1. 11. 2002 – Mit der Lieferung von 40 als Atommüll markierten Fässern vor die bayerische Staatskanzlei protestieren Greenpeace-Aktivisten seit heute morgen in München gegen die deutsche Atommüllpolitik. Die 15 Umweltschützer errichten mit den Fässern ein symbolisches Endlager. Auf einem Banner steht: "Endlager für Atommüll: In Gorleben genauso unsicher wie in Bayern!" Bayern nimmt mit jährlich ca. 120 Tonnen hochradioaktivem Atommüll den Spitzenplatz unter den Bundesländern ein. Gleichzeitig setzt die bayerische Landesregierung darauf, dass der unsichere Salzstock im niedersächsischen Gorleben künftig doch noch zum Endlager erklärt wird. Bislang gibt es in Deutschland kein solches Lager für hochradioaktive Abfälle.

Greenpeace fordert, den ungeeigneten Salzstock Gorleben als Standort für ein atomares Endlager aufzugeben. Damit dort künftig kein Atommüll eingelagert wird, müssen Atommülltransporte in das nur wenige hundert Meter entfernte Zwischenlager unterbleiben.

"Spätestens seit Mitte der achtziger Jahre ist klar, dass Gorleben unsicher ist und als Endlager nicht in Frage kommt", sagt Greenpeace-Atomexperte Mathias Edler. "Davor verschließt Bayern die Augen und produziert unbekümmert weiterhin den meisten Strahlenmüll."

Der Salzstock in Gorleben hat kein durchgehendes Deckgebirge, Verbindungen zwischen Lagerstätte und Grundwasser führenden Schichten können nicht ausgeschlossen werden. Dadurch wäre es möglich, dass künftig radioaktive Substanzen freigesetzt werden. "Mit dem Transport von Hunderten Castor-Behältern in das Zwischenlager Gorleben soll der Zwang geschaffen werden, die Behälter dann später doch im Gorlebener Salz verschwinden zu lassen. Angesichts der Strahlengefahr ist das unverantwortlich", erklärt Edler.

Es wird gerne verschwiegen, dass der damalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht den Salzstock Gorleben im Jahre 1977 aus rein politischen Gründen zum Endlagerstandort erklärte. Mit den Worten "Da wird sich die Ostzone schön ärgern" hatte Albrecht das Elbdorf an der Grenze zur DDR entgegen den Empfehlungen der wissenschaftlichen Findungskommission ausgesucht. Spätestens seit Mitte der achtziger Jahre ist klar, dass der Salzstock hochradioaktive Abfälle nicht ausreichend vor der Umwelt abschirmen kann. Trotzdem hält auch die rot-grüne Bundesregierung an Gorleben fest.

Gerade Bayern profitiert stark vom Atommüllexport in Richtung Gorleben. In Bayern gibt es fünf Atomkraftwerke. Der Großteil des Atommülls endet über den Umweg der umstrittenen Wiederaufarbeitung im Ausland schließlich im Zwischenlager Gorleben. Am 11. November sollen weitere zwölf Behälter aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague nach Gorleben transportiert werden.

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