Hamburg, 3. 9. 2013 - Massive Erdrutsche sowie ein Dammbruch drohen durch den geplanten Braunkohletagebau Welzow-Süd II. Dies weist Greenpeace durch eine neue Studie nach. Die Gefahr einer katastrophalen Rutschung durch den von Vattenfall geplanten Tagebau bedroht insbesondere das Dorf Lieske. Der Ort würde künftig auf einem bis zu 600 Meter schmalen Damm zwischen dem Sedlitzer See und dem tieferliegenden geplanten Tagebau liegen. Ein Leck an der unterirdischen Dichtwand zwischen See und Tagebau könnte Teile des Damms und damit des Dorfs abrutschen lassen. Das belegt ein von Greenpeace in Auftrag gegebene Gutachten des Geologen Dr. Ralf Krupp. "Der Sicherheitsabstand zwischen Tagebau und Sedlitzer See ist viel zu gering. Der neue Tagebau gefährdet Leib und Leben der Anwohner und Bergleute im Tagebau", sagt Gerald Neubauer, Energie-Experte von Greenpeace.
Greenpeace fordert die Einstellung des Braunkohleplanverfahrens Welzow-Süd II. Vattenfall möchte dort im Zeitraum von 2026 bis 2042 rund 200 Millionen Tonnen Braunkohle fördern. Gegenwärtig läuft die zweite Öffentlichkeitsbeteiligung zum Entwurf eines Braunkohleplans. Noch bis zum 17. September 2013 können Bürger Einwendungen gegen den Braunkohleplanentwurf einreichen.
Das Gutachten untersucht die Stabilität der Dichtwand mit einem Rechenmodell, das die Strömungs- und Druckverhältnisse des Grundwassers an der Tagebaukante bei Lieske simuliert. Die Prüfung drei verschiedener Szenarien ergab dabei folgende Ergebnisse: Eine gravierende Gefährdung ergibt sich, wenn an der über 100 Meter tiefen und 10,6 Kilometer langen Dichtwand kleine Leckagen auftreten. Lecks, die nicht mit Sicherheit auszuschließen sind, können sich durch den hohen Wasserdruck vergrößern und zum Bruch des Erddammes zwischen Tagebau und Sedlitzer See führen. Keine Rutschungsgefahr besteht, wenn die Dichtwand bis zum geplanten Ende der Abbauphase im Jahr 2042 kein Leck aufweisen sollte. Selbst ohne ein Leck an der Dichtwand prognostiziert Krupp jedoch einen Dammbruch bei der Flutung des Restlochsees nach der Auskohlung des Tagebaus.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Greenpeace mit einem Kurzgutachten auf die Möglichkeit eines Erdrutschs bei Lieske hingewiesen. Das Landesbergamt (LBGR) stritt diese Möglichkeit mit einer eigenen Stellungnahme ab. In dem nun vorgelegten zweiten, vertieften Gutachten zeigt Krupp mehrere fehlerhafte Bewertungen in der Stellungnahme des LBGR auf. "Das Landesbergamt verharmlost die Gefahr einer Rutschung am Tagebau Welzow-Süd II" sagt Gerald Neubauer.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Gregor Kessler
- Pressesprecher Mobilität
- gregor.kessler@greenpeace.org
- 0151-72702918
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/205940-tagebau-gefahrdet-dorf-durch-moglichen-erdrutschVerwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace-Studie: Grünes Methanol kann Schifffahrt in klimaneutrale Zukunft steuern
Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Schifffahrt wird grünes Methanol eine zentrale Rolle spielen, zeigt eine heute veröffentlichte Studie des DLR Instituts für maritime Energiesysteme im Auftrag vo...
Greenpeace zu den fortgesetzten Koalitionsverhandlungen
In den heute fortgesetzten Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD sind zentrale klimapolitische Probleme im Verkehr und bei der Wärmeversorgung weiter ungelöst.
Greenpeace-Stellungnahme zu Atommüll-Transporten nach Niederbayern
Sieben Castor-Behälter mit Atommüll sind auf dem Weg von England nach Niederbayern. Strahlender Abfall, den Deutschland zurücknehmen muss, und der in der stillgelegten AKW-Anlage Isar gelagert werd...
Ohne Windkraft an Land wäre Strom 2024 um 50 Prozent teurer gewesen
Der Rückbau von Windkraftanlagen an Land, mit dem im Wahlkampf gedroht wird, würde Strom massiv verteuern und Milliarden an Entschädigungen nach sich ziehen.
Dritter Jahrestag des Kriegsbeginns: Aktivist:innen protestieren auf der Ostsee gegen russische Ölexporte mit veralte...
Gegen umweltgefährdende russische Ölexporte mit maroden Tankern der sogenannten Schattenflotte protestieren heute 15 Greenpeace-Aktivist:innen auf der Ostsee vor Rostock.