Berlin, 1. 4. 2014 – Mit einem überdimensionalen roten Würfel protestieren dreißig Greenpeace-Aktivisten beim heutigen Energiegipfel gegen die von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) geplante Reform des Erneuerbare Energien-Gesetzes (EEG). „Frau Merkel, retten Sie die Energiewende vor der Kohle-SPD“ steht auf dem Kubus. Gabriels Reformvorschläge bremsen den Ausbau der Erneuerbaren Energien und leisten der Kohleverstromung Vorschub. Verlierer sind die Privathaushalte und der Klimaschutz. „Minister Gabriel und die alte Kohlefraktion der SPD knien vor dem Altar der Industrieklientel und der Großkonzerne“, sagt Greenpeace-Energieexperte Niklas Schinerl. „Sie opfern eine rasche Energiewende. Diese ist angesichts des fortschreitenden Klimawandels nötiger denn je.“
Die SPD hatte noch im Bundestagwahlkampf 2013 für einen schnellen und dynamischen Ausbau der Erneuerbaren Energien geworben. Im Wahlprogramm versprach sie mindestens 75 Prozent Erneuerbare bis zum Jahr 2030. Bisher legte der Wirtschaftsminister Ausbauziele von lediglich rund 50 Prozent vor. Zusätzlich soll der jährliche Ausbau streng begrenzt werden. Eine solche Ausbaugrenze ist jedoch ökonomisch unsinnig. Deutschland verfehlt damit seine eigenen Klimaschutzziele und macht sich auf lange Zeit von Rohstoffimporten abhängig.
Bei selbst erzeugtem und verbrauchtem Strom geht Gabriel erneut auf die Betreiber der Kohle- und Atomkraftwerke zu und benachteiligt Wind- und Solaranlagen. Diese Anlagen sollen künftig EEG-Umlage auf selbstverbrauchten Strom zahlen. Atom- und Kohlekraftwerke hingegen will das Wirtschaftsministerium davon ausnehmen. „Gabriel bestraft gerade diejenigen, die die Energiewende vorantreiben wollen“, so Schinerl. „Er verunsichert kleinere Anleger zu Gunsten der großen Energiekonzerne.“
Die EU-Kommission fordert seit langem, die ausufernden Industrieprivilegien bei der EEG-Umlage in Deutschland zu begrenzen und die Kosten gerechter zu verteilen. Während die Industriestrompreise in Deutschland auf dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren sind, steigen die Abgaben für private Stromverbraucher weiter an. Der sich abzeichnende Kompromiss zwischen EU und Bundesregierung ist völlig enttäuschend. Der aktuelle Vorschlag würde die Privilegien auf zusätzliche Branchen ausweiten, statt sie zu verringern. Künftig sollen nicht nur Bäckereien und Mastbetriebe, sondern auch noch Fruchtsafthersteller und Klopapierproduzenten von der EEG-Umlage ausgenommen werden. Die Zeche zahlen die Privathaushalte.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Gregor Kessler
- Pressesprecher Mobilität
- gregor.kessler@greenpeace.org
- 0151-72702918
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/205878-greenpeace-aktivisten-fordern-kanzlerin-merkel-auf-die-energiewende-zu-retten/Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace zum anstehenden EU-Ratstreffen und dem EU-Klimaziel
Das im Koalitionsvertrag zugesagte Ziel, die Emissionen bis 2040 um 90 Prozent zu senken, muss Merz durchsetzen
Heizen mit Wasserstoff kann Kosten mehr als verdoppeln
Wer auf eine Wasserstoffheizung setzt, muss mit Heizkosten rechnen, die 74 bis 172 Prozent höher als die bisherige Gasrechnung liegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Fraunhofer-Studie im Auftra...
Greenpeace-Aktivist:innen protestieren in Zeebrügge gegen russische LNG-Importe
Mit überlebensgroßen Skulpturen des US-Präsidenten Donald Trump und des russischen Präsidenten Wladimir Putin protestieren mehr als 70 Greenpeace-Aktivist:innen aus 17 Ländern im Hafen von Zeebrügg...
Gasbohrung in Reichling: Konzessionsverlängerung verstößt gegen Verfassung und Völkerrecht
Bis zum 30.9.2025 muss Bayerns Wirtschaftsminister entscheiden, ob er die Konzession für die umstrittene Gasbohrung in Reichling verlängert. Greenpeace Bayern legt jetzt ein juristisches Kurzgutach...
Vor Fristablauf: Umweltverbände legen Eilantrag gegen Leag-Umstrukturierung vor
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), unterstützt von Greenpeace, hat wenige Wochen vor einem wichtigen Fristablauf einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht Cottbus eingereicht, damit das zuständige Berga...