Wasser aus Welzow-Süd I überschreitet Grenzwerte deutlich. Gemeinsame Presseerklärung Greenpeace und BUND
Potsdam, 9. 9. 2014 – Greenpeace und der BUND Brandenburg haben Strafanzeige gegen den Energiekonzern Vattenfall Europe Mining AG erstattet. Der Konzern verstößt mit Einleitungen des laufenden Braunkohletagebaus Welzow-Süd I gegen bestehende Grenzwerte. Proben haben massiv erhöhte Eisenwerte ergeben, die die Wasserqualität der Spree verschlechtern. „Vattenfall ist nicht in der Lage oder nicht willens, beim Tagebau Welzow-Süd gesetzliche Mindeststandards einzuhalten“, so Axel Kruschat, Landesgeschäftsführer des BUND Brandenburg.
Erst vergangene Woche hat Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) das Problem der Verockerung zur Chefsache erklärt. Bei dieser Folge des Braunkohleabbaus färben Eisenverbindungen, die aus dem Abraum von Tagebauen ins Grundwasser geschwemmt werden, Flüsse rostbraun. Dieser Rostschlamm entzieht Flusstieren und –pflanzen jede Lebensgrundlage. Die Gewässer sind nach kurzer Zeit tot. Bislang wird die Verockerung meist als Folge der alten, lange geschlossenen DDR-Tagebaue dargestellt. Die aktuellen Messungen zeigen nun, dass auch laufende Tagebaue Gewässer verockern. „Die Mär von den sauberen Vattenfall-Tagebauen ist endgültig unhaltbar. Genehmigt die Landesregierung weitere Tagebaue, dann genehmigt sie damit auch, dass weiterhin das Klima und die Umwelt zerstört wird. Solange nicht einmal die laufenden Tagebaue die Umweltgesetze einhalten, dürfen keine weiteren genehmigt werden“, so Niklas Schinerl, Energieexperte von Greenpeace.
Zusammen mit dem Berliner Institut Eurofins Umwelt Ost wurden an 15 Stellen Wasserproben entnommen und im Labor auf Eisengehalt untersucht. Dabei kam es an 11 der 15 Stellen zu Werten, die teilweise deutlich über den vorgeschriebenen Grenzwerten lagen. Die Verockerung in der Folge der Einleitstellen ist bereits mit bloßem Auge zu erkennen. Der Eisenschlamm färbt sowohl Steinitzfließ als auch Petershainerfließ dunkelrot. In den Bachbetten findet sich eine bis zu 30 Zentimeter tiefe Schlammschicht aus Eisenocker.
Der BUND Brandenburg und Greenpeace haben am vergangenen Freitag gemeinsam Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft in Cottbus eingereicht. Unterstützt wird die Klage vom Bürgerbegehren Klimaschutz. In einem nächsten Schritt wollen die beiden Umweltschutzorganisationen in einem naturschutzfachlichen Gutachten die Auswirkungen der Verockerung durch Braunkohle-Tagebaue auf die Biodiversität in einzelnen Fließen untersuchen.
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