Hamburg, 23. 6. 2015 – Einen schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung erwartet eine Bevölkerungsmehrheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) jetzt nach ihrem Klimaversprechen in Elmau. In einer repräsentativen Umfrage von TNS-Emnid im Auftrag von Greenpeace sprachen sich 59 Prozent dafür aus, dass Deutschland bis zum Jahr 2040 die Energiegewinnung aus Kohle aufgibt. „Die meisten Menschen in Deutschland wollen, dass der Klimaschutz vor ihrer Haustür beginnt“, sagt Tobias Riedl, Energieexperte von Greenpeace. „Wenn die Kanzlerin sich beim G7-Gipfel als Klimaschützerin aufspielt, in der nationalen Energiepolitik aber weiter die Interessen der Kohlelobby schützt, macht sie sich zunehmend unglaubwürdig.“
Beim G7-Gipfel verkündete die Kanzlerin gemeinsam mit den anderen Staatschefs, die weltweite Energiewirtschaft (Strom und Wärme) bis Mitte des Jahrhunderts umbauen und aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Gas und Öl aussteigen zu wollen. TNS-Emnid fragte vom 16.-18. Juni deutschlandweit 1034 Menschen: „Meinen Sie, dass Bundeskanzlerin Merkel jetzt eine schrittweisen Kohleausstieg einleiten sollte, mit dem Ziel, dass Deutschland bis spätestens zum Jahr 2040 auf Energiegewinnung aus Kohle ganz verzichtet? 59 Prozent der Befragten antworteten mit „Ja“, 37 Prozent mit „Nein“ und 3 Prozent mit „Weiß nicht“.
Auch die Anhänger der SPD sowie der CDU/CSU sprachen sich mehrheitlich für einen Kohleausstieg aus. Mit „Ja“ antworteten 59 Prozent der SPD-Wähler und 52 Prozent der Anhänger von CDU/CSU.
Deutschland wird seine eigenen Klimaziele nur erreichen, wenn es zu erheblichen C02-Einsparungen im Stromsektor kommt. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) will eine Klimaabgabe für besonders alte und schädliche Kohlekraftwerke einführen, um die notwendige CO2-Reduktion von 40 Prozent bis zum Jahr 2020 noch zu erreichen. Doch Kanzlerin Merkel sieht seit Monaten tatenlos zu, wie die Energiekonzerne wirksame Klimaschutzmaßnahmen in ihrem Sektor torpedieren. „Merkel scheint unwillig, aktive Klimapolitik auch in Deutschland betreiben zu wollen. Sie lässt sich die Energiepolitik von der Kohlelobby diktieren“, sagt Riedl.
Zwar haben die kohlefreundliche Bergbaugewerkschaft IG BCE und der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) einen Alternativ-Vorschlag gemacht. Dieser ist allerdings weitgehend wirkungslos für den Klimaschutz, da vor allem Kohlekraftwerke in eine Reserve überführt würden, die ohnehin aus Altersgründen abgeschaltet werden. Die Kosten für die Bereithaltung der Uralt-Kraftwerke würden nach den Plänen von IG BCE und BDI die Stromkunden übernehmen.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace-Studie: Energiehunger von Künstlicher Intelligenz gefährdet Energiewende
Der Energiebedarf von KI-Anlagen gefährdet die Fortschritte der weltweiten Energiewende, so eine aktuelle Studie des Öko-Instituts im Auftrag von Greenpeace
Greenpeace-Stellungnahme zum vorerst abgewendeten Konkursverfahren von Nord Stream 2
Greenpeace-Energieexperte Karsten Smid warnt vor den ökologischen und geopolitischen Folgen der Inbetriebnahme von Nord Stream 2
Greenpeace-Stellungnahme zu EU-Maßnahmenpaket gegen russische Energieimporte
Die Europäische Kommission will Gasimporte aus Russland bis 2027 vollständig stoppen. Heute hat sie Maßnahmen angekündigt, mit denen sie dieses Ziel erreichen will.
1200 Menschen demonstrieren in Reichling gegen Gasbohrungen in Bayern
In Reichling haben 1200 Menschen gegen Gasbohrungen in Bayern protestiert. Fridays for Future, Bund Naturschutz, Greenpeace, Protect the Planet und die örtliche Bürgerinitiative hatte zu der Kundge...
Greenpeace-Studie: Speichervolumen von CO2-Endlagern in der Nordsee stark überschätzt
Die geplanten Endlager für Kohlenstoffdioxid in der Nordsee können nicht so viel klimaschädliches CO2 aufnehmen wie von der Politik in Aussicht gestellt, so eine aktuelle Studie von Greenpeace.