Hamburg, 4. 7. 2016 – Das Konzept der tiefengeologischen Endlagerung von Atommüll muss nach Ansicht des renommierten Schweizer Atommüll-Experten Marcos Buser grundlegend überprüft werden. In einer Studie im Auftrag von Greenpeace kommt Buser zu dem Schluss, dass alle bisherigen Versuche den Anforderungen nach einer dauerhaften Sicherheit nicht genügen. Damit widerspricht der Wissenschaftler dem Abschlussbericht der Endlagerkommission, der die Option eines Endlagerbergwerks als „beste Möglichkeit zu einer sicheren Entsorgung“ von hochradioaktivem Atommüll sieht. Der Bericht wird morgen der Bundesregierung übergeben. „Die Bundesregierung muss dringend auch Alternativen zur Endlagerung in der Tiefe untersuchen“, sagt Greenpeace-Atomexperte Tobias Münchmeyer. „Das ganze Konzept steht in Frage. Um diese unbequeme Wahrheit hat sich die Endlagerkommission bisher herum gedrückt. Wir brauchen einen echten Neuanfang ohne Gorleben.“
Der Züricher Geologe Marcos Buser vom Institut für Nachhaltige Abfallwirtschaft gilt weltweit als einer der führenden Wissenschaftler für die tiefengeologische Lagerung von Atommüll. Buser hat als Vorsitzender einer Schweizer Expertenkommission das dortige Endlagerkonzept mitentwickelt und war jahrzehntelang ein starker Fürsprecher der tiefengeologischen Lagerung. In der nun vorgelegten Studie „Endlagerung radio- und chemotoxischer Abfälle im Tiefuntergrund“ analysiert er jedoch die Gründe für das Scheitern vier ausgewählter Projekte – sowohl für Atommüll als auch für Sondermüll in Deutschland (Asse II), der Schweiz (DMS), Frankreich (Stocamine) und den USA (WIPP). Ursachen des Scheiterns waren laut Buser in allen Fällen vor allem der Kostendruck und mangelnde Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen.
Drei der vier von Buser betrachteten Projekte lagen wie der umstrittene Standort Gorleben in einem Salzstock. Buser stellt fest, dass das Konzept mehrerer Barrieren („Multibarrierenkonzept“), die einen Austritt schädlicher Stoffe in die Umgebung verhindern sollen, bereits früh im Lagerprozess versagte. Die größte Schwachstelle ergab sich dabei aus dem Grubenbau selbst.
„Die Studie belegt: Das Verdrücken und Verreißen von Atommüll im Salz kann nicht als geordnete Abfallbeseitigungsmethode gelten. Eine Endlagerung in Salz steht vor dem Aus“, sagt Münchmeyer. „Diese Erkenntnis sollten Bundesregierung und Endlagerkommission nicht länger totschweigen.“
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
vCard herunterladen
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
vCard herunterladen
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
vCard herunterladen
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace zum anstehenden EU-Ratstreffen und dem EU-Klimaziel
Das im Koalitionsvertrag zugesagte Ziel, die Emissionen bis 2040 um 90 Prozent zu senken, muss Merz durchsetzen
Heizen mit Wasserstoff kann Kosten mehr als verdoppeln
Wer auf eine Wasserstoffheizung setzt, muss mit Heizkosten rechnen, die 74 bis 172 Prozent höher als die bisherige Gasrechnung liegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Fraunhofer-Studie im Auftra...
Greenpeace-Aktivist:innen protestieren in Zeebrügge gegen russische LNG-Importe
Mit überlebensgroßen Skulpturen des US-Präsidenten Donald Trump und des russischen Präsidenten Wladimir Putin protestieren mehr als 70 Greenpeace-Aktivist:innen aus 17 Ländern im Hafen von Zeebrügg...
Gasbohrung in Reichling: Konzessionsverlängerung verstößt gegen Verfassung und Völkerrecht
Bis zum 30.9.2025 muss Bayerns Wirtschaftsminister entscheiden, ob er die Konzession für die umstrittene Gasbohrung in Reichling verlängert. Greenpeace Bayern legt jetzt ein juristisches Kurzgutach...
Vor Fristablauf: Umweltverbände legen Eilantrag gegen Leag-Umstrukturierung vor
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), unterstützt von Greenpeace, hat wenige Wochen vor einem wichtigen Fristablauf einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht Cottbus eingereicht, damit das zuständige Berga...