Aachen, 10.5.2018 – Für eine Energiewende in Europa haben Umweltaktivisten von Greenpeace und der Anti-Atom-Bewegung „Stop Tihange“ heute zur Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen demonstriert. Greenpeace-Aktivisten entrollten am Rathausplatz ein 40 Quadratmeter großes Banner mit der Forderung „Build a nuclear free Europe! Stop Tihange & Cattenom“. Der Karlspreis geht in diesem Jahr an den französischen Präsidenten Emmanuel Macron für seine Vision eines neuen Europas und einer engen Zusammenarbeit von Völkern und Nationen. „Der französische Präsident verantwortet mit seiner veralteten Energiepolitik die marodesten Atommeiler Europas – das verbindet Völker und Nationen nicht, sondern gefährdet sie“, sagt Heinz Smital, Atomexperte von Greenpeace.
Die riskante Atompolitik Frankreichs betrifft über die Ländergrenzen hinweg nicht nur Millionen Menschen in den Nachbarländern, sondern blockiert mit großen Mengen Atomstrom im Netz auch die europäische Energiewende. Dahinter stecken Eigeninteressen: Rund 85 Prozent des Stromkonzerns EDF (Électricité de France) besitzt der französische Staat. EDF betreibt alle 58 nationale Atomreaktoren, darunter auch die Atomkraftwerke (AKW) an den Ländergrenzen. Dazu gehören Gravelines und Chooz nahe Belgien und Luxemburg, Cattenom nahe Luxemburg und Deutschland, Fessenheim nahe Deutschland und der Schweiz sowie Le Bugey nahe der Schweiz. Greenpeace hatte im Oktober 2017 schwere Sicherheitsmängel bei all diesen AKWs publik gemacht.
Auch über das belgische AKW Tihange, nur 65 Kilometer von Aachen entfernt, fließen Gelder in die französische Staatskasse: EDF besitzt 50 Prozent des Reaktors 1. Engie Electrabel, ein belgischer Stromversorger, an dem Frankreich zu etwa einem Viertel beteiligt ist, gehören 90 Prozent von Reaktor 2 und 3. Aufgrund tausender Risse im Druckbehälter von Reaktor 2 fordern Greenpeace und Stop Tihange nachdrücklich die Schließung des Atommeilers Tihange. Macron trägt die Verantwortung für die größten Risiken eines Atomunfalls in Europa.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hält zur Verleihung des Karlspreises die Laudatio für Macron. „Merkel sollte Macron von der Energiewende überzeugen. Rücksichtnahme auf die Nachbarstaaten sieht anders aus“, so Smital.
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