Berlin, 22.4.2020 – Europäische Fluggesellschaften verhandeln derzeit mit EU-Mitgliedsstaaten über Staatshilfe in Höhe von mehr als 12 Milliarden Euro. Dies zeigt eine heute veröffentlichte Aufstellung von Greenpeace, die bislang in der Corona-Krise gewährte und gewünschte Kredite, staatliche Beteiligungen und Zuschüssen für die Luftfahrtindustrie auflistet (Online unter act.gp/eabot20). Noch unbekannt sind die vermutlich deutlich höheren Summen, die British Airways und die Deutsche Lufthansa angefragt haben. Greenpeace fordert, die staatlichen Hilfen an verbindliche Auflagen für mehr Klimaschutz zu knüpfen. „Ein mit Steuermilliarden finanzierter Neustart von Fluggesellschaften muss auch den Klimaschutz voranbringen“, sagt Benjamin Stephan, Verkehrsexperte von Greenpeace. „Die Fluglinien müssen ihren rasant steigenden CO2-Ausstoß bändigen, etwa indem sie einen festen Anteil saubere Kraftstoffe beimischen und Inlandsflüge dauerhaft einstellen.“
Der Ausstoß an Treibhausgasen in der Flugindustrie steigt rasant. Allein in den vergangenen fünf Jahren legten die Emissionen um 26 Prozent zu. Die Branche profitiert bislang europaweit von Steuererlass und Subventionen. So ist Kerosin in Deutschland, wie auch den meisten anderen Mitgliedsstaaten, von der Energiesteuer ausgenommen und auf internationale Flugtickets wird keine Mehrwertsteuer gezahlt. Auch dadurch haben die 20 größten europäischen Fluglinien in den vergangen fünf Jahren einen Reingewinn von zusammen über 33 Milliarden Euro erzielt. Nun trifft die Corona-Krise die Branche hart: Mehr als 90 Prozent der europäischen Flüge wurden zuletzt gestrichen.
Die heute von Greenpeace und den belgischen Organisationen Transport & Environment und Carbon Market Watch vorgelegte Übersicht dokumentiert die Anträge europäischer Fluggesellschaften auf Finanzhilfen in der Corona-Krise. Nach Vorstellungen des Lufthansa-Vorstandes sollen Kapitalerhöhungen bedingungslos gewährt und auch bei einer stillen staatlichen Beteiligung selbst verwaltet werden können. Greenpeace fordert, dass börsennotierte Konzerne staatliche Hilfen nur in Anspruch nehmen können, wenn sie die Zahlung von Dividenden und Managerboni aussetzen. „Fluggesellschaften können nicht weiter ungerührt Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren“, so Stephan. „Die Steuermilliarden müssen den Menschen und dem Klima nutzen.“
Nach Auffassung von Greenpeace müssen die geplanten staatlichen Starthilfen für Fluglinien mithelfen, die Klimabilanz des Verkehrssektors insgesamt zu verbessern: Dazu zählen Investition in ein europaweites Netz von besseren Tag- und Nachtzügen, Fähren und öffentlichen Verkehrsmitteln, um Kurzstreckenflüge überflüssig zu machen. Jetzt bietet sich die zudem die Chance, in die Herstellung sauberen, strombasierten Kerosins zu investieren. Eine verbindliche Beimischungsquote würde Investitionen in Produktionsanlagen vorantreiben. Alle Greenpeace-Forderungen zu Rettungsgeldern für den europäischen Flugverkehr unter act.gp/2VMhMtp.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Simone Miller
- Pressesprecherin Mobilität
- simone.miller@greenpeace.org
- 0171-8706647
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/204622-greenpeace-eu-staatshilfen-fur-fluggesellschaften-an-klimaschutz-koppelnVerwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace-Studie: Grünes Methanol kann Schifffahrt in klimaneutrale Zukunft steuern
Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Schifffahrt wird grünes Methanol eine zentrale Rolle spielen, zeigt eine heute veröffentlichte Studie des DLR Instituts für maritime Energiesysteme im Auftrag vo...
Greenpeace zu den fortgesetzten Koalitionsverhandlungen
In den heute im Willy-Brandt-Haus fortgesetzten Koalitionsverhandlungen ist die Position von Union und SPD zum EU-weiten Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor offenbar weiter ein offener Streitpunkt.
Greenpeace zu den fortgesetzten Koalitionsverhandlungen
In den heute fortgesetzten Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD sind zentrale klimapolitische Probleme im Verkehr und bei der Wärmeversorgung weiter ungelöst.
Studie: Deutschlandticket hilft mehr Kosten zu sparen, als es Zuschüsse erfordert
Das Deutschlandticket bringt der Gesellschaft finanziellen Gewinn, indem es hohe ökologische, gesundheitliche und wirtschaftliche Folgekosten des Autoverkehrs vermeidet.
3600 Bus & Bahn-Wünsche für die Koalitionsverhandelnden
Greenpeace-Aktive haben heute rund 3.600 Wünsche für einen verbesserten öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) an Politiker:innen von SPD und Union übergeben, die derzeit über Infrastruktur und Verkehr ver...