Hamburg, 28. 4. 2020 – Auch ein Vierteljahrhundert nach der „Brent Spar“-Kampagne, die am 30. April 1995 begann, bedroht Shell weiterhin das Meer: Nach konzerneigenen Angaben will Shell nun die Reste von drei alten Plattformen mit 11.000 Tonnen Öl in der Nordsee zurücklassen und deren toxischen Inhalt nicht umweltgerecht an Land entsorgen. Gegen diese Pläne protestierten Greenpeace-Aktivistinnen und Aktivisten mit dem Schiff Rainbow Warrior im Oktober 2019 im Brent-Ölfeld von Shell. „Shell will eine tickende Zeitbombe hinterlassen! Vor 25 Jahren wollte der Konzern bereits die Meere verschmutzen. Shell hat sich nicht geändert, der Konzern will auch heute noch das Meer als Müllkippe missbrauchen, um Kosten zu sparen“, sagt Greenpeace-Meeresbiologe Christian Bussau, der vor 25 Jahren bei der Besetzung der „Brent Spar“ dabei war. Greenpeace protestierte 1995 erfolgreich im Brent-Ölfeld in der Nordsee, als
Shell plante, die Öltank- und Verladeplattform „Brent Spar“ in den Nordost-Atlantik zu ziehen und dort zu versenken.
Shell reichte im vergangenen Jahr die Pläne zum Verbleib der 11.000 Tonnen Öl bei der britischen Regierung zur Genehmigung ein, die diese unterstützt und der OSPAR-Kommission (Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt des Nordost-Atlantiks) vorlegte. Eine Zustimmung könnte einen Präzedenzfall für andere Ölkonzerne schaffen. Die deutsche Regierung legte einen offiziellen Widerspruch gegen die Pläne ein, ebenso sprechen sich die Regierungen von Schweden, Belgien, Dänemark und den Niederlanden sowie die EU gegen den Verbleib von 11.000 Tonnen Öl im Meer aus. Das Ergebnis ist noch offen. Wenn das Öl aus den Betonsockeln der Plattformen in das Meer gelangt, ist die Bedrohung massiv: Öl ist eine giftige Substanz, die krebserregende Stoffe enthält. Gelangen solche Stoffe in die Nahrungskette, werden Meereslebewesen und Menschen gefährdet.
Die Nordsee ist eine riesige Industrielandschaft mit hunderten von Öl- und Gasplattformen. Allein durch den Normalbetrieb werden Klima und Meer stark belastet. 2017 emittierten die Nordsee-Plattformen 30 Millionen Tonnen CO2, das ist beinahe so viel wie die CO2 Emissionen Dänemarks im Jahr 2018, die bei 35,7 Millionen Tonnen lagen. Außerdem wurden durch die Nordsee-Plattformen 180.000 Tonnen Chemikalien und 9.000 Tonnen Öl eingeleitet. Dies entspricht den Mengen, die bei einem großen Tankerunglück freigesetzt werden würden – Jahr für Jahr.
Der Protest gegen die Versenkung der „Brent Spar“ im Jahr 1995 erregte viel Aufmerksamkeit und sorgte dafür, dass Shell die Plattform umweltverträglich an Land entsorgte. Der wesentliche Fortschritt kam 1998, als die OSPAR-Staaten die Versenkung von Ölplattformen im Nordostatlantik verboten. „Die Nordsee braucht endlich langfristigen Schutz: Die EU muss einen Fahrplan zum Ende der Öl- und Gasindustrie in der Nordsee beschließen. Sonst sind die Ziele zum Meeresschutz sowie zum Klimaschutz nicht erreichbar“, so Bussau.
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