Berlin, 9.10.2021: Zum Auftakt der Weltnaturkonferenz am 11. Oktober in China fordern deutsche Umweltverbände von der Bundesregierung den Beitrag zur internationalen Biodiversitätsfinanzierung auf mindestens zwei Milliarden Euro pro Jahr zu erhöhen, um das größte menschengemachte Artensterben der Erdgeschichte aufzuhalten. Noch klaffe global eine gewaltige Lücke von geschätzten 700 Milliarden Euro, um den dramatischen Artenverlust und die rasant fortschreitende Naturzerstörung aufzuhalten, so die Verbände. Industrienationen wie Deutschland haben mit ihrem enormen ökologischen Fußabdruck eine besondere globale Verantwortung und müssen auch andere Länder beim Schutz der Artenvielfalt unterstützen.
Aktuell beteiligt sich Deutschland jährlich mit rund 800 Millionen Euro an internationalen Arten- und Naturschutzprojekten. Dem gegenüber stehen rund 67 Milliarden Euro, die die Natur schädigen. Diesen Betrag gibt Deutschland jedes Jahr zuhause für umwelt- und naturschädigende Subventionen aus, wie in der Landwirtschaft und der Fischerei. Nicht-nachhaltige Landnutzung und die Übernutzung natürlicher Ressourcen sowie die Produktions- und Konsummuster in den reichen Industrieländern gehören zu den größten Verursachern des Verlustes von Arten und Lebensräumen. Politische Rahmenbedingungen, internationale Handelspolitik [1] und Steuergelder sollten deshalb unbedingt eine naturfreundliche Nutzung von Land- und Meeresökosystemen im In- und Ausland fördern, statt weiterhin Ökosysteme zu zerstören.
Beim ersten Teil der Weltnaturkonferenz COP15 in Kunming, China, treffen sich Regierungsvertreter:innen aus aller Welt virtuell, beim zweiten Teil im April des kommenden Jahres auch persönlich, um über ein neues Abkommen zum Schutz der biologischen Vielfalt zu beraten – vergleichbar mit dem Pariser Abkommen zum Klimaschutz. Ziel ist es, den Verlust der biologischen Vielfalt bis 2030 zu stoppen und umzukehren. Auch wegen der fehlenden Finanzierung laufen die Verhandlungen bisher jedoch stockend. Weitreichende Finanzierungszusagen würden den dringend nötigen Schwung geben, um das neue Abkommen mit ehrgeizigen Zielen verabschieden zu können.
Für unsere Lebensgrundlagen sind Biodiversitätsverlust und die Klimakrise die größten Herausforderungen, so die Verbände. Beide Krisen sind menschengemacht, befeuern sich gegenseitig und können nur gemeinsam gelöst werden. Um beiden Krisen gleichzeitig begegnen zu können, braucht es konsequenten Schutz noch bestehender und die Wiederherstellung bereits zerstörter Land- und Meeres-Ökosysteme, die wichtige CO2-Speicher sind. Gesunde, artenreiche Lebensräume sind Verbündete im Kampf gegen die Erderhitzung.
Die Biologische Vielfalt ist die Basis für unser Wohlergehen, unsere Gesundheit und unseren Wohlstand. Unsere Nahrungsmittelversorgung hängt von gesunden, artenreichen Ökosystemen ab. Wissenschaftlichen Studien legen nahe, dass sich der ökonomische Wert für die Leistungen unserer Ökosysteme mit 125 bis 140 Billionen US-Dollar pro Jahr bemessen ließe - mehr als eineinhalb-mal so viel wie die gesamte Wirtschaftsleistung in der Welt. Der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) warnt vor dem Verlust dieser Ökosystemleistungen sowie von einer Million Tier- und Pflanzenarten in den nächsten zehn Jahren.
[1] Ebenso wichtig wie die Bereitstellung weiterer Gelder für den Naturschutz ist es, den umwelt- und sozialschädlichen Konsum in den Industrieländern zu verringern und auf mehr Nachhaltigkeit beim Import von Produkten zu achten. Deswegen fordern die Verbände die Bundesregierung ebenso dazu auf, die derzeitigen EU-Gesetzesinitiativen für entwaldungsfreie Lieferketten (Link) und die Einführung einer Sorgfalts- und Rechenschaftspflicht für multinationale Großkonzerne (Link) hinsichtlich ihrer Konsequenz und Wirksamkeit zu unterstützen.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Verwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Greenpeace zum brennenden Küstentankschiff „Annika” in der Ostsee
Auf dem 73 Meter langen Öltanker "Annika" vor Kühlungsborn ist ein Feuer im Maschinenraum ausgebrochen. Löscheinsatz in vollem Gange. Große Sorge um die Umwelt.
Greenpeace-Jugend protestiert mit Leuchtkraken gegen Tiefseebergbau in der Arktis
Im Dunkeln platzieren sich die Protestierenden als ein großer Schwarm Kraken mit leuchtenden Tentakeln vor der norwegischen Botschaft. Sie übergeben außerdem den neuen Report „Glücksspiel mit der...
Greenpeace-Stellungnahme zu erster Lesung CO2-Speichergesetz im Bundestag
Ein offener Brief der Umweltverbände kritisiert das Vorhaben der Bundesregierung scharf, CO2-Endlager in der Nordsee zu schaffen.
Greenpeace zum Abschluss der Konferenz der Internationalen Walfangkommission
Konferenz der Internationalen Walfangkommission in Peru geht mit einem Teilerfolg zu Ende: Zum ersten Mal seit 23 Jahren verabschiedet sie wieder eine Resolution, die das Moratorium gegen den komme...
Greenpeace-Aktivist:innen protestieren auf der Ostsee gegen russische Ölexporte mit veralteten Tankern
Gegen umweltgefährdende russische Ölexporte mit Tankern der sogenannten Schattenflotte protestieren heute zehn Greenpeace-Aktivist:innen auf der Ostsee vor Rostock. Auf Schlauchbooten haben die Umw...