Hamburg, 2. 12. 2025 – Die großen Lebensmittelhändler kommen bei der Umstellung von Fleisch-, Wurst- und Milchprodukten auf bessere Haltungsformen kaum voran. Das zeigt der siebte jährliche Greenpeace Supermarkt-Check. Bei Frischfleisch stammen noch immer 80 Prozent (2024: 82 Prozent) aus den schlechtesten Haltungsformen 1 und 2, bei verarbeiteten Fleisch- und Wurstwaren sind es sogar über 90 Prozent (inklusive ungekennzeichneter Ware). Die Supermärkte haben öffentlich angekündigt, Waren aus diesen Haltungsformen spätestens 2030 gar nicht mehr anzubieten.
Fünf Jahre vor dem Ausstiegsziel bieten die Händler ihren Kunden vor allem Billigfleisch. Wenn das Tierwohl-Versprechen mehr als ein schaler PR-Gag sein soll, dann müssen die Supermärkte jetzt endlich in die Gänge kommen bei der Umstellung.Anne Hamester, Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin
Zwar ist es den Händlern (bis auf Rewe) inzwischen gelungen, bei Geflügel- und Schweinefleisch vollständig auf die schlechteste Haltungsform zu verzichten. Doch beim Rindfleisch stammt immer noch über die Hälfte des gekennzeichneten Angebots (52 Prozent) aus Haltungsform 1.
Laut Selbstauskunft kennzeichnen die Lebensmittelhändler ihr Frischfleisch inzwischen fast flächendeckend mit der Haltungsform. Doch nur etwas mehr als ein Drittel der Frischfleischprodukte in den Bedientheken zeigt die Haltungsform. Das ergab eine Greenpeace-Recherche in 123 Filialen von Edeka, Rewe, Kaufland und Netto. Besonders negativ fällt Edeka auf. Dort fehlt die Kennzeichnung an den Fleischtheken in gut jeder dritten Filiale gänzlich. Die Regionalgesellschaft Edeka Hessenring kennzeichnet an ihren Bedientheken gar nicht, zeigt die Vor-Ort-Recherche. Die Edeka-Zentrale meldet seit Jahren gegenteiliges.
Wer an der Fleischtheke Tierwohl erwartet, wird hinters Licht geführt: Die Händler verschleiern gezielt, dass in der Theke oft Fleisch der schlechtesten Haltungsformen liegt.Anne Hamester, Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin
Nicht nur in puncto Tierwohl hängen die meisten Supermarktketten hinterher. Um die selbst angestrebte Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen, müssen sie den hohen Absatz von Fleisch- und Milchprodukten schnellstmöglich reduzieren. Im diesjährigen Check fragt Greenpeace erstmals ab, inwieweit die Supermärkte sogenannte Proteinstrategien zugunsten von pflanzenbetonter Kost verfolgen. Einzig Lidl setzt eine messbare, ambitionierte Reduktionsstrategie um, Aldi Süd und Rewe nähern sich einer Zielsetzung, bei allen anderen Händlern bleiben die Ziele reine Lippenbekenntnisse.
Für eine umfassende Ernährungswende braucht es verlässliche politische Rahmenbedingungen. Doch Transparenz, Tierschutz und Klimaschutz spielen unter Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) keine Rolle mehr.
Nur mit gesetzlicher Haltungsform-Kennzeichnung, finanzieller Absicherung des Stallumbaus und einer nationalen Proteinstrategie kann der notwendige Kurswechsel gelingen - allein kann der Handel die Transformation nicht stemmen. Führt Minister Rainer diesen Kurs fort, macht er alle bisherigen Fortschritte zunichte.Anne Hamester, Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin
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