Greenpeace zeigt mit Simulation : Havarie des Öltankers “Eventin” hätte Ostsee-Ökosysteme schwer beschädigt
Hamburg, 11. 11. 2025 – Eine Havarie des Tankers “Eventin”, der im vergangenen Januar mit russischem Rohöl beladen stundenlang manövrierunfähig vor der Insel Rügen trieb, hätte die Küsten der Ostseeanrainerstaaten ökologisch schwer beschädigt. Die Auswirkungen eines Ölunfalls hätte Meeres- und Küstenschutzgebiete betroffen, die für das Überleben von Seevögeln, Meeressäugern und als Kinderstube vieler Fischbestände entscheidend sind. Zu diesem Ergebnis kommt Greenpeace auf Grundlage einer datenbankgestützten Simulationsstudie, die beim Helmholtz Zentrum Hereon in Auftrag gegeben wurde (https://t1p.de/fruyl).
Das Letzte, was die ohnehin bedrohte Ostsee braucht, ist eine Ölkatastrophe. Ihr Ausmaß würde das Ökosystem für Jahrzehnte belasten. Es ist keine Frage ob, sondern nur wann es zum Desaster kommt. Außenminister Johann Wadephul und Innenminister Alexander Dobrindt müssen die deutschen Küsten sichern. Seerechtler:innen der Bundesregierung sollten prüfen, ob Schiffen der Schattenflotte ohne Flagge das Recht auf Durchfahrt verweigert werden kann.Thilo Maack, Meeresbiologe von Greenpeace
Am Beispiel des Tankers “Eventin” hat das Institut mehrere Szenarien durchgerechnet. Die Strömungs- und Winddaten des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie zeigen, wie sich 50.000 Tonnen Rohöl über einen Monat in der Ostsee verteilt hätten. Startpunkt des angenommenen Ölunfalls war der Ort, an dem der Öltanker in der Nacht auf den 10. Januar in Seenot geriet. Eine zweite Simulation zeigt die Ölausbreitung, sollte das Schiff an seinem aktuellen Standort östlich von Rügen havarieren und die Hälfte der Ladung verlieren. Einberechnet wurden dabei die gleiche Wind- und Strömungssituation wie während der schweren Sturmflut Ende Oktober 2023.
Trotz bestehender Sanktionen - auch durch die Europäische Union - exportiert Russland mit veralteten, schlecht gewarteten und unterversicherten Tankern Rohöl im Millionen-Tonnen-Maßstab. Im Falle einer Havarie würden deutsche Steuerzahlende auf den Kosten einer Ölpest sitzen bleiben. Die sogenannten Geistertanker fahren ohne Flaggenstaat, wodurch jegliche eventuell vorhandene Versicherung gegen die Folgen eines Ölunfalls hinfällig wird. Am 19. Juni hatte sich Deutschland zusammen mit den Ostseeanrainern sowie Belgien, den Niederlanden und Großbritannien zu einem konsequenten Vorgehen gegen die Schattenflotte verpflichtet. Seitdem sind bis zum 3. November 296 beladene Tanker der Schattenflotte an der deutschen Ostseeküste vorbeigefahren, über die Hälfte davon waren von Sanktionen betroffen. 37 davon waren sogenannte Geistertanker und führten keine oder eine falsche Flagge.
Die Faktenlage ist erdrückend, die Bundesregierung sollte endlich etwas gegen die Schattenflotte und ihre Geistertanker unternehmen.Thilo Maack, Meeresbiologe von Greenpeace
Die Computersimulation der Ölunfälle finden Sie hier.
Die Liste der seit Juni 2025 vor der deutschen Ostseeküste vorbeigefahrenen Tanker finden Sie hier.
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