Zeebrügge, 1. 10. 2025 - Mit überlebensgroßen Skulpturen des US-Präsidenten Donald Trump und des russischen Präsidenten Wladimir Putin protestieren mehr als 70 Greenpeace-Aktivist:innen aus 17 Ländern im Hafen von Zeebrügge in Belgien. Die beiden Regierungschefs stehen auf einem 10 Meter langen Modell eines Gastankers, auf dessen Längsseite “Fossil Gas” steht. Das Aktionsschiff “Witness” präsentiert daneben ein Banner mit der Aufschrift “They love gas, you pay the price” und “Stop Fossil Gas”. Mehrere Greenpeace-Aktivist:innen in Kajaks begleiten die Aktion. Ihr Protest richtet sich gegen die unverhältnismäßige Einfuhr von russischem und US-amerikanischem Flüssiggas nach Europa und warnt vor den Klimafolgen. Das LNG-Terminal in Zeebrügge ist der größte Importknotenpunkt für russisches Flüssiggas in die EU.
Die EU ist nach wie vor abhängig von fossilen Gasimporten aus Russland. Doch statt alle Anstrengungen in den Ausbau der erneuerbaren Energien zu stecken, schließt Europa sogar neue langfristige Lieferverträge mit US-Präsident Trump ab – und schafft neue Abhängigkeiten von einem unberechenbaren Handelspartner.Marina Falke, Greenpeace-Energieexpertin
Eine aktuelle Greenpeace-Recherche beleuchtet die selbstverschuldete Energieabhängigkeit Europas von Russland und den USA und welche Akteure darin eine Rolle spielen.
Die meisten Geschäfte mit Flüssiggas laufen mit dem russischen Unternehmen Yamal LNG. Auch das deutsche Staatsunternehmen Sefe nimmt hier große Mengen ab. Nach Greenpeace-Recherchen verdiente Sefe so etwa 1,45 Milliarden (Mrd.) US-Dollar Gewinnsteuer für den Kreml – und ist über Lieferverträge noch bis mindestens 2038 an Yamal gebunden. Insgesamt erzielte Yamal LNG zwischen 2022 und 2024 etwa 40 Mrd. US-Dollar Umsatz und zahlte geschätzte 9,5 Mrd. Gewinnsteuer an den russischen Staat. Die Recherche setzt diese Zahlen in einen Vergleich: Die Gewinnsteuererträge für den russischen Staat wären genug, um rechnerisch rund 271.000 Shahed-Drohnen zu finanzieren. Der Gewinn von Sefe entspricht rund 40.000 dieser Drohnen. Im März 2025 wurden Schätzungen zufolge wöchentlich rund 1000 Shahed-Drohnen für Angriffe auf die Ukraine eingesetzt.
Derzeit ist das 19. EU-Sanktionspaket in der Abstimmung, das vorsieht, russische LNG-Lieferungen europaweit zu verbieten.
Der Verweis der Bundesregierung auf die vertragliche Verpflichtung zur Abnahme entbindet Deutschland nicht von seiner Verantwortung. Wenn die EU Flüssiggaslieferungen aus Russland bereits Anfang 2027 beendet, muss die Bundesregierung diese Altverträge ohnehin vorzeitig aufkündigen und Lösungen erarbeiten.Marina Falke, Greenpeace-Energieexpertin von Greenpeace Deutschland
Frankreich, Spanien, die Niederlande und Belgien gaben zusammen seit dem Jahr 2022 mehr Geld für russisches LNG aus (34,3 Mrd. Euro), als sie im gleichen Zeitraum an Hilfe für die Ukraine bereitstellten (21,2 Mrd. Euro).
Das Flüssiggas für den europäischen Markt stattdessen aus den USA zu beziehen, schafft hingegen andere Probleme: Es wird zum großen Teil durch umweltbelastende Fracking-Prozesse gewonnen. Zudem sind die Ziele für Ausbau und Export vollkommen überdimensioniert: Alleine die genehmigten US-LNG-Projekte würden die von der Internationalen Energieagentur IEA im „Net Zero by 2050“-Szenario prognostizierte weltweite LNG-Handelsmenge bereits ab 2030 überschreiten.
Bilder der Aktion finden Sie hier: https://media.greenpeace.org/Detail/27MZIFJRE89VJ
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- Marina Falke
- Expertin für Energiewende und Klima
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