Hamburg, 18. September 2025 – Die europäischen Umweltministerinnen und -minister konnten sich heute nicht auf ein neues Klimaziel für 2035 verständigen. Damit droht die EU, die Frist für die diesjährigen Klimaverhandlungen der Vereinten Nationen (UN) zu verpassen. Trotz öffentlicher Bekenntnisse zu mehr Klimaschutz hatte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) die heutige Festlegung des EU-Klimaziels für 2040 blockiert und damit auch eine Entscheidung für einen Klimaplan 2035 verzögert. Indem das Kanzleramt Zweifel an der Zustimmung Deutschlands säte und die Entscheidung auf die Ebene der Regierungschefs verschob, verhinderte er eine Einigung, die mit deutscher Unterstützung möglich gewesen wäre. Martin Kaiser, Geschäftsführender Vorstand von Greenpeace e.V., verurteilt diesen Stillstand:
Über Prozesstricks droht ein Abgesang des europäischen Klimaschutzes durch Bundeskanzler Friedrich Merz. Er steht im Klimaschutz selbstverschuldet ohne Druckmittel gegenüber großen Emittenten wie China und Indien da – ein Schlag ins Kontor für die Wirtschaft, die sich in großen Teilen längst auf Dekarbonisierung und die Märkte der Zukunft eingestellt hat. Friedrich Merz muss sich entscheiden, ob er neben Donald Trump die Axt ans globale Klima legt und damit zunehmende Extremwetter in Kauf nimmt – oder ob er sich auf die Seite derjenigen stellt, die konsequenten Klimaschutz mit Chancen für Wirtschaft und Sicherheit verbinden. Umweltminister Carsten Schneider darf Tricks wie diese nicht durchgehen lassen. Im November muss Merz zur COP30 nach Brasilien reisen, um verantwortungsvolle Klimapolitik - auch zum Schutz des Amazonas-Regenwalds - mitzugestalten.Martin Kaiser, Geschäftsführender Vorstand Greenpeace e.V.
Nach dem Pariser Klimaabkommen müssen alle Staaten regelmäßig nationale Klimapläne („NDCs“) vorlegen, die Emissionsziele und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel enthalten. Diese Pläne werden alle fünf Jahre verschärft und sollen dazu beitragen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad, maximal 2 Grad zu begrenzen. Spätestens zur COP30 muss die EU einen neuen Klimaplan mit Zwischenzielen bis 2035 vorlegen. Dafür ist ein 2040-Ziel entscheidend, weil sich daraus das 2035-Ziel ableitet. Ohne 2040-Ziel wird die dänische Ratspräsidentschaft versuchen, einen Kompromiss für das 2035-Ziel zu finden: Zwischen 67,3 und 72,5 Prozent weniger Emissionen stehen zur Debatte. Doch selbst den Wissenschaftlern der EU reicht das obere Ende nicht – sie fordern mindestens 77 Prozent, um den Kurs auf das 2040-Ziel von minus 90 Prozent zu halten.
- 24. September: Viele Länder, darunter China und Australien, stellen ihre 2035-Klimaziele beim UN-„Climate Ambition Summit“ vor. Ein Bericht bewertet anschließend, ob die Ziele ausreichen, um die Erderwärmung zu begrenzen.
- 21. Oktober: Treffen der EU-Umweltminister – Entscheidung zu 2040-Zielen weiterhin unwahrscheinlich.
- 23.–24. Oktober: EU-Gipfel: Regierungs- und Staatschefs diskutieren strategisch über die 2040-Ziele, um den Weg für den Umweltrat zu ebnen.
- 10.–21. November: UN-Klimakonferenz COP30 in Belém, Brasilien.
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