Greenpeace-Stellungnahme zur geplanten Übernahme von kritischer Infrastruktur durch ein US-Unternehmen
Berlin, 22. Juli 2025 - Bei der geplanten Übernahme des Tanklagerbetreibers TanQuid durch das US-Unternehmen Sunoco LP sieht die Bundesregierung eine Investitionsprüfung als wirksames Instrument, um deutsche und europäische Sicherheitsinteressen zu gewährleisten. Dies ist die Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen zur geplanten Übernahme zu entnehmen, wie Medien berichten. TanQuid betreibt in Deutschland zentrale Tanklager, die als kritische Energieinfrastruktur systemrelevant für Energieversorgung, Logistik und industrielle Sicherheit sind. Nina Noelle, Greenpeace-Expertin für internationale Kriseneinsätze, warnt vor einer Übernahme durch dieses Unternehmen:
Der geplante Verkauf von TanQuid an Sunoco birgt massive Risiken für den Klimaschutz und für die langfristige Energieversorgung des Landes. Kritische Infrastruktur darf nicht an ein Unternehmen gehen, das fossile Rückschritte und Umweltzerstörung in Kauf nimmt, um Profite zu sichern. In den USA versucht Sunocos Mutterkonzern Energy Transfer mit einer absurden Schadensersatzklage über Hunderte Millionen Dollar Greenpeace USA und Greenpeace International mundtot zu machen.Nina Noelle, Greenpeace-Expertin für internationale Kriseneinsätze
Der Verkauf ist kein privatwirtschaftlicher Routinefall – er ist ein sicherheitspolitischer Stresstest für die Bundesregierung. Wenn wir die Sicherheit kritischer Infrastruktur und konsequenten Klimaschutz ernst nehmen, muss dieser Deal gestoppt werden. Die Bundesregierung hat die Pflicht, ausländische Investitionen in kritische Infrastruktur zu prüfen. Genau das muss sie jetzt tun – und den Deal notfalls stoppen.Nina Noelle, Greenpeace-Expertin für internationale Kriseneinsätze
Energy Transfer, ein in den USA ansässiges Unternehmen für fossile Brennstoffe, hatte Greenpeace USA und Greenpeace International auf Schadensersatz verklagt. Die Klage stand in Zusammenhang mit Protesten der Standing Rock Sioux gegen den Bau der Dakota Access Pipeline im Jahr 2016. In erster Instanz hat sich die neunköpfige Jury am 20. März 2025 für eine absurde Schadensersatzsumme in Höhe von 660 Millionen US-Dollar an Energy Transfer ausgesprochen. Das finale Urteil steht weiterhin aus, dieses muss richterlich noch bestätigt werden.
Der Fall zeigt, wie große Konzerne wie Energy Transfer ihre Macht nutzen, um kritische Stimmen mit unverhältnismäßigen Geldsummen in ihrer Existenz zu bedrohen. Mit sogenannten Slapp-Klagen (Strategic Lawsuits Against Public Participation) sollen alle zum Schweigen gebracht werden, die sich für eine gerechte, grüne und friedliche Zukunft einsetzen. Um Journalist:innen, Menschenrechtsaktivist:innen und ihre Organisationen künftig besser vor missbräuchlichen Klagen zu schützen, hat die Europäische Union im April 2024 eine Anti-SLAPP-Richtlinie beschlossen.
Weitere Informationen zum Fall sowie ein Greenpeace-Rechtsgutachten zur Etablierung einer deutschen Anti-Slapp-Richtlinie finden Sie hier.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Luisa Lamm
- Pressesprecherin Atomkraft, Wetter-Extreme, Umweltunfälle
- luisa.lamm@greenpeace.org
- 0175-4193280
Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace Stellungnahme zur Pressekonferenz von Bundeskanzler Merz und Ministerpräsident Söder auf der Zugspitze
"Unter den Füßen von Friedrich Merz und Markus Söder rauscht das Schmelzwasser schneller denn je zu Tale und die beiden verlieren nicht ein Wort zur Klimakrise."
Greenpeace-Stellungnahme zum Antrag "Nein zu Nord Stream" auf dem SPD-Bundesparteitag
Für Karsten Smid, Greenpeace-Experte für Klima- und Energiepolitik, ist eine klare Position der SPD zu russischem Gas über die Ostsee-Pipeline Nord Stream längst überfällig.
Greenpeace: Sachsen und Brandenburg sollten Gläubigerschutz bei Umstrukturierung der Leag-Gruppe beantragen
Die Länder Sachsen und Brandenburg sollten nach Einschätzung von Greenpeace Gläubigerschutz beantragen, um nach der Umstrukturierung des Stromversorgers Leag Verpflichtungen in Milliardenhöhe abzuw...
Greenpeace-Studie: Energiehunger von Künstlicher Intelligenz gefährdet Energiewende
Der Energiebedarf von KI-Anlagen gefährdet die Fortschritte der weltweiten Energiewende, so eine aktuelle Studie des Öko-Instituts im Auftrag von Greenpeace