Greenpeace-Studie: Speichervolumen von CO2-Endlagern in der Nordsee stark überschätzt

Nationale Meereskonferenz muss Meere vor weiterer Industrialisierung schützen


Hamburg, 2. 5. 2025 –  Unmittelbar vor der Nationalen Meereskonferenz am 6. und 7. Mai in Berlin warnt Greenpeace vor der weiteren Industrialisierung der Nordsee durch das Verpressen von CO2. Die geplanten Endlager für Kohlenstoffdioxid in der Nordsee können nicht so viel klimaschädliches CO2 aufnehmen wie von der Politik in Aussicht gestellt, so eine aktuelle Studie (https://act.gp/44Laonb) des Geochemikers Dr. Ralf Krupp im Auftrag von Greenpeace. Demnach leisten die unterirdischen Deponien keinen entscheidenden Beitrag zur Reduzierung von Treibhausgasen in der Atmosphäre. Die Studie weist außerdem auf Sicherheitsrisiken beim Verpressen von CO2 im Untergrund hin und geht dabei speziell auf die geologischen Gegebenheiten in den dafür vorgesehenen Gebieten in der Nordsee ein. 


Die Studie kritisiert insbesondere die Vorannahmen des Forschungsverbunds Geostor, den die vergangene Bundesregierung damit beauftragt hat, die Speicherkapazitäten für CO2-Endlager abzuschätzen. Auch die künftige Bundesregierung plant laut Koalitionsvertrag, die CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) in Deutschland erstmals im industriellen Maßstab zuzulassen – auch beim Betrieb von Gaskraftwerken.

"Geostor rechnet das Konzept der CO2-Endlager unter der Nordsee schön, damit die Industrie ihr Geschäftsmodell nicht ändern muss", sagt Karsten Smid, Greenpeace-Experte für Klima und Energie. “Unsere Studie zeigt, dass sämtliche Aspekte der Carbon-Management-Strategie, die mit der Verpressung von Kohlenstoffdioxid zu tun haben, nicht zu Ende gedacht sind.” Ein Beispiel, das der Verfasser anführt, ist die fehlende Eignung des sogenannten Henni-Salzkissens, einer geologischen Struktur außerhalb der Küstengewässer, die von Geostor als potenzielles Endlager untersucht wurde. Die theoretischen Vorannahmen, auf die der Forschungsverbund seine Bewertung stützt, ließen sich in der Praxis bei vergleichbaren Projekten nicht bestätigen. Darum sei die vermeintliche Speicherkapazität der Struktur von 368 Millionen Tonnen CO2 nicht nachvollziehbar, so Krupp. Zudem bestehen erhebliche Zweifel an der Wirksamkeit der geologischen Barrieren. 

Fundierter Faktencheck zur laufenden Debatte


Die Studie stellt nicht nur das Volumen der potenziellen Endlager in Frage, sondern auch die Geschwindigkeit, mit der CO2 dorthin verbracht werden soll. Die angepeilte Injektionsrate von 10 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr ist zehnmal höher als der Praxiswert im norwegischen CO2-Endlager Sleipner. Die Wirksamkeit der geologischen Barrieren, die das CO2 auf unbestimmte Zeit einschließen sollen, gilt zudem keineswegs als gesichert. Ebensowenig ist die grundsätzliche Wirksamkeit der Kohlenstoffverpressung zweifelsfrei belegt. “Es ist eine Mär, dass in den favorisierten Sandstein-Aquiferen größere Mengen CO2 im Untergrund mineralisiert werden, also einen festen Zustand einnehmen und so dauerhaft im Boden verbleiben”, sagt Dr. Ralf Krupp. Das 100-seitige Papier “Geologische Risiken der CO2-Verpressung in der Nordsee” liefert einen fundierten Faktencheck zu gängigen Annahmen über den Nutzen und die Sicherheit von Carbon Capture and Storage (CCS). “Die Schlussfolgerung daraus kann nur lauten: CCS ist ein teures Luftschloss, mit dem Gaskonzerne das fossile Zeitalter künstlich verlängern. Echte Klimaschutzlösungen wie erneuerbare Energien und Energieeinsparung werden dadurch ausgebremst”, so Smid.

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