Berlin, 21. 3. 25 – Rund 26 Prozent der Deutschen haben an ihrem Wohnort einen sehr schlechten Zugang zum öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV). Das ergibt eine neue Greenpeace-Studie, die auf der Auswertung aktueller Fahrplandaten durch die Münchner Datenanalysten Plan4Better basiert. Sie ermittelt für die rund 11.000 deutschen Gemeinden sowie Landkreise und Bundesländer, wie gut Menschen den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) erreichen können. Die Ergebnisse unterstreichen ein deutliches Stadt-Land-Gefälle: Während rund 78 Prozent der Menschen in kreisfreien Großstädten von gutem oder sehr gutem ÖPNV (Güteklassen A-B) profitieren, sind es in dünn besiedelten ländlichen Kreisen lediglich 11 Prozent. Die Hälfte der Menschen (52 Prozent) sind dort vom ÖPNV abgehängt (Güteklassen E-F; keine Güte). Die Studie online hier, alle Ergebnisse in dieser interaktiven Karte.
Bund und Länder reden gern über ehrgeizige Ziele für den Ausbau des Nahverkehrs, aber sie kneifen, wenn es um die dafür nötigen Mittel geht. Es ist ein verkehrspolitisches Alarmsignal, dass im Jahr 2025 noch immer bei einem Viertel der Menschen kaum ein Bus, geschweige denn eine Bahn fährt. Guter Nahverkehr garantiert, dass alle zum Einkaufen, Arzt oder Schwimmbad fahren können, und sorgt für bezahlbaren Klimaschutz. Die kommende Bundesregierung braucht einen Nahverkehrs-Turbo.Lena Donat, Greenpeace- Mobilitätsexpertin
Die ÖPNV-Entwicklung hängt weit hinter dem Bund-Länder-Ziel zurück, die Fahrgastzahlen bis zum Jahr 2030 zu verdoppeln, verglichen mit 2019. Grund dafür sind auch fehlende Gelder.
Auch zwischen Flächenländern und zwischen vergleichbaren Landkreisen zeigen sich deutliche Unterschiede beim ÖPNV-Angebot. Während in Nordrhein-Westfalen der ÖPNV nur bei rund 18 Prozent der Bevölkerung sehr schlecht ist, liegt der Anteil der Abgehängten in Niedersachsen mit 42 Prozent gut doppelt so hoch. Im ländlich geprägten Landkreis Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) sind lediglich 15 Prozent der Bevölkerung sehr schlecht an den ÖPNV angeschlossen. Im niedersächsischen Leer sind es hingegen 87 Prozent. Die Ursache der Unterschiede liegt auch in der finanziellen Ausstattung und den politischen Rahmenbedingungen.
Deutschland braucht einen einheitlichen Mindeststandard für akzeptablen ÖPNV. Nur mit verlässlichen Verbindungen - alle 10 Minuten in der Stadt, alle 30 Minuten auf dem Land, von früh bis spät - werden Menschen nicht länger von einem eigenen Auto abhängig sein.Lena Donat, Greenpeace- Mobilitätsexpertin
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