Greenpeace warnt gemeinsam mit mehr als 70 Organisationen und Bürgerinitiativen vor Kohlenstoffdioxid-Endlagern in der Nordsee
Hamburg, 13. 11. 2024 – Der Bundestag soll die Abscheidung und unterirdische Deponierung von Kohlenstoffdioxid aus Industrieabgasen (Carbon Capture and Storage, CCS) in Deutschland nicht erlauben. Das fordern Greenpeace und weitere zivilgesellschaftliche Akteure in einem Offenen Brief, der heute an Mitglieder des Bundestags und des Bundesrats geht. Über 70 Organisationen und Bürgerinitiativen aus Deutschland, Dänemark, Norwegen, den Niederlanden, Polen, Tschechien, Schweden, den USA, Ghana, der Demokratischen Republik Kongo, Großbritannien und Kanada fordern, die anstehende Novelle des Kohlenstoffdioxid-Speichergesetzes nicht zu beschließen. Mit der Gesetzesänderung würden die Weichen dafür gestellt, mit Milliarden Steuergeldern den Ausstieg aus fossilen Energien zu verschleppen oder sogar zu verhindern.
Der sozial-ökologische Wandel der Industrie muss Vorrang vor CO2-Endlagern haben. Die von der Industrie inszenierte CCS-Debatte ist ein klimapolitischer Irrweg, der die notwendigen Schritte zu echter Veränderung verhindert.Karsten Smid, Greenpeace-Experte für Klima und Energie
Maßnahmen zur Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid könnten bis 2045 allein in Deutschland Kosten von bis zu 81,5 Milliarden Euro verursachen. Sie erreichten dabei keine nennenswerte Fortschritte für den Klimaschutz oder eine breite Anwendungsreife. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Fossil-Exit-Forschungsgruppe, die Greenpeace vergangene Woche veröffentlichte.
In der gemeinsamen Erklärung plädieren die Unterzeichnenden für einen raschen Ausstieg aus fossilen Energieträgern wie Erdgas, Kohle und Erdöl. Die Meeresschutzvereinbarungen des London-Protokolls sowie des Hohe-See-Einbringungsgesetzes dürfen im Zusammenhang mit CCS nicht aufgeweicht werden. Stattdessen müssen sämtliche Anstrengungen in Energieeinsparung, Energiesuffizienz und den naturverträglichen Ausbau erneuerbarer Energien auf 100 Prozent fließen. Ressourcenschonende Produktion, Kreislaufwirtschaft und natürlicher Klimaschutz sollen dabei höchste Priorität erhalten.
Die CDU und die FDP haben nach dem Bruch der Ampelkoalition signalisiert, die geplante Novelle noch vor Neuwahlen zur Abstimmung bringen zu wollen, in einer klimaschädlichen Beschlussvorlage, die CCS für Gaskraftwerke und anderweitig dekarbonisierbare Industrieprozesse erlaubt.
Die Regierungskrise ist keine Entschuldigung, dass wegweisende Entscheidungen in der Klimapolitik übers Knie gebrochen werden. Die fossile Industrie darf nicht mit technologischen Scheinlösungen aus ihrer Verantwortung entlassen werden.Karsten Smid, Greenpeace-Experte für Klima und Energie
Den Offenen Brief finden Sie hier.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Michael Weiland
- Pressesprecher Energiewende, Gasausstieg
- michael.weiland@greenpeace.org
- 0160-1745772
-
- Karsten Smid
- Experte für Nationale und Internationale Energie- und Klimapolitik sowie Corporate Social Responsibility von Energiekonzernen
- karsten.smid@greenpeace.org
- 0171-8780821
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/243576-offener-brief-an-bundestag-und-lander-ccs-ist-ein-irrwegVerwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Ohne Windkraft an Land wäre Strom 2024 um 50 Prozent teurer gewesen
Der Rückbau von Windkraftanlagen an Land, mit dem im Wahlkampf gedroht wird, würde Strom massiv verteuern und Milliarden an Entschädigungen nach sich ziehen.
Dritter Jahrestag des Kriegsbeginns: Aktivist:innen protestieren auf der Ostsee gegen russische Ölexporte mit veralte...
Gegen umweltgefährdende russische Ölexporte mit maroden Tankern der sogenannten Schattenflotte protestieren heute 15 Greenpeace-Aktivist:innen auf der Ostsee vor Rostock.
Greenpeace-Kurzstudie: Klimageld wäre ökologischer und gerechter als Steuersenkungen
Die Entlastung durch ein Klimageld ist sozial gerechter und ökologisch vorteilhafter als Steuersenkungen. Das ist das Ergebnis einer Kurzstudie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft im Auft...
Greenpeace Stellungnahme zum Zweijahresgutachten des Expertenrates für Klimafragen
Um die Menschen vor den schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise zu schützen, muss Deutschland seinen Beitrag zur Stabilisierung der Erderwärmung auf 1,5 Grad leisten.
Deutschland und die G7 geben immer mehr Geld für klimaschädliche Subventionen aus
Trotz klammer Haushalte und weltweit steigender CO2-Emissionen subventionieren die großen Industrienationen der G7-Gruppe klimaschädliche Energien weiter mit Rekordsummen.