Greenpeace-Studie: CCS ist eine kostspielige Scheinlösung

Sozial-ökologischer Umbau der Industrie muss Vorrang vor CO2-Endlagern haben

Berlin, 6. 11. 2024 –  Maßnahmen zur Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid (CCS) könnten bis 2045 allein in Deutschland Kosten von bis zu 81,5 Milliarden Euro verursachen, ohne dabei nennenswerte Fortschritte beim Klimaschutz oder eine breite Anwendungsreife zu erreichen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Fossil-Exit-Forschungsgruppe im Auftrag von Greenpeace. Laut der Analyse dient CCS  vor allem dazu, den Ausstieg der stromerzeugenden Industrie aus fossilen Energien hinauszuzögern.

Mit CCS klammern sich Industrie und Politik an eine klimapolitische Scheinlösung, die die notwendigen Schritte zur echten Transformation verhindert. Karsten Smid, Greenpeace-Klimaexperte

Die Studie kritisiert vier zentrale Punkte der Carbon-Management-Strategie der Bundesregierung. Erstens fehle eine klare Definition für unvermeidbare Restemissionen. Zweitens soll CCS auch dort Anwendung finden, wo Emissionen technisch vermeidbar sind, statt Emissionsvermeidung oberste Priorität einzuräumen. Drittens kritisieren die Verfasser, dass die erheblichen Kosten und entgangenen Chancen, die durch den Einsatz von CCS entstehen, nicht ausreichend berücksichtigt werden, weil CCS als alternativlos dargestellt wird. Die Technik müsse sorgfältig gegen alternative Klimaschutzstrategien wie erneuerbare Energien, Effizienz- und Suffizienzmaßnahmen abgewogen werden. So drohen Milliarden an öffentlichen Geldern verschwendet zu werden. Schließlich wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, Schnellschüsse und überstürzte Investitionen in die CCS-Infrastruktur zu vermeiden. 

Jeder Euro für CCS fehlt an anderer Stelle

Die Unsicherheiten bezüglich der technologischen Reife, insbesondere bei der langfristigen CO2-Speicherung, sowie der Aufbau der nötigen Infrastruktur und deren mangelnde öffentliche Akzeptanz, erhöhen die wirtschaftlichen Risiken erheblich. Prof. Dr. Pao-Yu Oei, Leiter der Fossil-Exit-Forschungsgruppe und Autor der Studie: „Die Risiken der CCS-Technologie werden unterschätzt. Wir warnen vor massiven Fehlinvestitionen. Jeder für CCS zu viel ausgegebene Euro fehlt für Klimaschutzlösungen an anderer Stelle.“ 


Am heutigen Mittwoch berät der Ausschuss für Klimaschutz und Energie über die Novelle zum Kohlenstoffspeichergestz, das erstmals CCS im industriellen Maßstab in Deutschland erlauben soll. Greenpeace fordert von der Politik, dass sie den Einsatz von CCS an Gaskraftwerken, bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern und bei anderweitig dekarbonisierbaren Prozessemissionen im geplanten Kohlendioxidspeichergesetz ausschließt.

Die von der Industrie inszenierte CCS-Debatte muss ein Ende haben. Nur so können wir ein fossiles ‘Weiter so’ ausschließen. Karsten Smid, Greenpeace-Klimaexperte


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