Hamburg, 26. 2. 24 – Das geplante EU-Mercosur-Freihandelsabkommen ist nicht mit geltendem EU- und internationalem Klimarecht vereinbar, weil es zu einem Anstieg von Treibhausgasemissionen und mehr Waldzerstörung führen würde. Zu diesem Schluss kommt ein von Greenpeace Deutschland in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten der Umweltanwält:innen Roda Verheyen und Gerd Winter. Verheyen hatte 2021 die Kläger:innen vertreten, die die Bundesregierung wegen Verfehlungen der Klimaziele erfolgreich vor Gericht zogen. Mit dem Ergebnis des Rechtsgutachtens könnten EU-Staaten oder das Europäische Parlament jetzt das Abkommen zwischen der EU und den Mercosur-Ländern Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay vor dem Europäischen Gerichtshof anfechten.
Nun ist auch rechtlich klar, dass das EU-Mercosur-Abkommen klimaschädlicher Größenwahn ist. Es würde den Ausstoß von CO2 und die Zerstörung von Ökosystemen massiv fördern. Wir können es uns im Jahr 2024 schlicht und ergreifend nicht mehr leisten, diesen Deal zu unterzeichnen. Die Bundesregierung muss diesem giftigen Abkommen endgültig ein Ende setzen.Greenpeace-Handelsexpertin Lis Cunha
Das Freihandelsabkommen soll die Zölle auch auf bestimmte klima- und umweltschädliche Güter, wie Rindfleisch, Soja, Pestizide, Autos und Einwegplastik senken oder abschaffen. Das würde voraussichtlich deren Exportmengen erhöhen. Dadurch würde mehr Wald in Südamerika zerstört werden, um landwirtschaftliche Flächen zu schaffen. Auch der See- und Lufttransport nähme zu und ließe die Treibhausgasemissionen ansteigen. Diese Emissionen sind in der offiziellen Abschätzung der Folgen für die Nachhaltigkeit des Freihandelsabkommen, auf die sich die EU-Kommission bisher beruft, nicht berücksichtigt.
Es ist skandalös, diese Emissionen einfach auszuklammern. Das hat das Bild über die wahren Auswirkungen des EU-Mercosur-Abkommens auf Klima und Natur komplett verzerrt. Eine Nachhaltigkeitsfolgenabschätzung muss nach EU-Recht alle relevanten Auswirkungen berücksichtigen.Greenpeace-Handelsexpertin Lis Cunha
Das neue Gutachten hat die rechtlichen Folgen dieser Missachtung untersucht: Werden diese Emissionen einkalkuliert, verstößt das EU-Mercosur-Abkommen eindeutig gegen EU-rechtliche Verpflichtungen unter internationalen Gesetzen wie das Pariser Klimaabkommen. Es sieht vor, den globalen Temperaturanstieg möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. Zudem verstößt das Freihandelsabkommen gegen Artikel 2 des EU-Klimagesetzes, der die EU verpflichtet, Maßnahmen zur Erreichung ihrer Emissionsreduktionsziele zu ergreifen, und gegen Artikel 6, der die Kommission verpflichtet, die Vereinbarkeit von EU-Maßnahmen mit den EU-Zielen der Klimaneutralität zu bewerten.
Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an Handelsexpertin Lis Cunha, Tel. 0170-3832076, lis.cunha@greenpeace.org, oder an Pressesprecherin Miryam Nadkarni, Tel. 0160-3319793, miryam.nadkarni@greenpeace.de.
Greenpeace-Pressestelle: Tel. 040/30618-340, presse@greenpeace.de, presseportal.greenpeace.de, www.greenpeace.de
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Lis Cunha
- Expertin für Handel und Handelsabkommen
- lis.cunha@greenpeace.org
- 0170-3832076
-
- Miryam Nadkarni
- Pressesprecherin Waldwende, Amazonas-Regenwald, CBD
- miryam.nadkarni@greenpeace.org
- 0160-3319793
Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Deutschland und die G7 geben immer mehr Geld für klimaschädliche Subventionen aus
Trotz klammer Haushalte und weltweit steigender CO2-Emissionen subventionieren die großen Industrienationen der G7-Gruppe klimaschädliche Energien weiter mit Rekordsummen.
Greenpeace-Aktive protestieren mit Radl-Rundfahrt am Landtag gegen Klima-Wortbruch der Staatsregierung
Die bayerische Staatsregierung aus CSU und Freien Wählern will das Klimaziel für den Freistaat kippen. Dagegen protestieren Greenpeace-Aktive mit einer Radl-Rundfahrt am bayerischen Landtag. Anlass...
Greenpeace-Stellungnahme zu Trumps Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen
Gegen den gestrigen Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen demonstrieren heute sieben Greenpeace-Aktive an der US-amerikanischen Botschaft in Berlin.
Greenpeace-Stellungnahme zum CSU-Wahlprogramm
Die CSU will die Pendlerpauschale erhöhen. Dafür hat sie sich in ihrem Programm für die Bundestagswahl 2024 ausgesprochen. Ein Vorschlag, der klimaschädlichen Autoverkehr bevorzugt und soziale Ungl...
35.000 Unterschriften gegen Gasbohrungen in Bayern
Knapp 35.000 Menschen haben eine gemeinsame Petition von Greenpeace Bayern, BUND Naturschutz und Fridays for Future gegen die Ausbeutung von Gas in Reichling und Holzkirchen unterschrieben. Saskia ...