Berlin, 20. 2. 2024 - Mit der Nachbildung einer toten Biene an einem knapp vier Meter hohen Kreuz demonstrieren Greenpeace-Aktive heute am Bundeslandwirtschaftsministerium für besseren Artenschutz. Die EU-Kommission hatte nach den anhaltenden Protesten von Landwirt:innen und Bauernverbänden die Vorgabe ausgesetzt, dass landwirtschaftliche Flächen teilweise der Natur überlassen werden müssen. Ob Landwirt:innen diesen Mindestanteil von vier Prozent Ackerfläche als Rückzugsräume für Pflanzen und Tiere einhalten müssen, können EU-Mitgliedsstaaten nun selbst entscheiden. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Die Grünen) muss mit der Bundesregierung bis Ende des Monats entscheiden, ob die Pflicht zur Stilllegung in Deutschland aufgehoben wird.
Die EU-Kommission ist vor den Trecker-Protesten eingeknickt wie ein Strohhalm beim ersten Windhauch. Sie hat die Verantwortung zu den Mitgliedsstaaten geschoben. Minister Özdemir darf die ökologisch wertvollen Brachflächen nicht einfach opfern, nur um Ruhe vor protestierenden Bäuerinnen und Bauern zu haben. Die Natur braucht Raum, um sich zu erholen.Martin Hofstetter, Landwirtschaftsexperte
Aktuell erhalten Landwirt:innen bis zu 1300 Euro je Hektar, wenn sie freiwillig über die bestehende Verpflichtung hinaus Ackerflächen brachliegen lassen. Nach einer Greenpeace-Schätzung müsste der Staat künftig hohe dreistellige Millionensummen zur Verfügung stellen, um wenigstens einen Teil der bestehenden Schutzbereiche in der Landwirtschaft zu bewahren. Viele Arten wie Feldlerche, Feldhase und Wildbienen sind auf Brachflächen als Nahrungsquellen und Rückzugsräume angewiesen.
Wenn Landwirte nicht mehr verpflichtet werden, Flächen der Natur zu überlassen, können sie in diesem Frühjahr noch den letzten Quadratmeter Natur auf ihren Äckern umpflügen. Für den Artenschutz wäre das eine Katastrophe, wenn dort dann vor allem Monokulturen wie Mais angebaut und alle anderen Pflanzen untergepflügt oder totgespritzt werden.Martin Hofstetter, Landwirtschaftsexperte
Um den Mindestanteil an Brachflächen wurde in der Vergangenheit mehrfach gestritten. Zu Beginn des Ukraine-Kriegs waren durch die Blockade der ukrainischen Seehäfen die Getreidepreise in die Höhe geschossen. Der Deutsche Bauernverband hatte daraufhin gedrängt, die Verpflichtung für brachliegende Flächen abzuschaffen, um mehr Getreide anbauen zu können. Sein Argument: Damit könne ein wirksamer Beitrag für den Weltmarkt und die Welternährung erzielt werden. Jedoch war die zusätzlich erzielte Ernte viel zu klein und kam zudem zu spät, um Wirkung zu zeigen. In der aktuellen Debatte wird nun anders argumentiert und der finanzielle Druck der Landwirt:innen angeführt, durch den jede Fläche benötigt werde, um höhere Einkommen zu erzielen. Tatsächlich sind die Getreidepreise national wie auch an den Weltmärkten aktuell eher niedrig.
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