Berlin, 22. 01. 2024 - Der Lebensmitteleinzelhandel und die deutsche Milchindustrie haben im Rahmen der Grünen Woche angekündigt, die bisher vierstufige Haltungsform für tierische Produkte an die staatliche fünfstufige Kennzeichnung anzupassen. Darin ist bei den unteren drei Stufen für Milchprodukte keine Weidehaltung vorgeschrieben. In den zwei schlechtesten Haltungsformen ist sogar die tierschutzwidrige ganzjährige Anbindehaltung erlaubt. Es kommentiert Greenpeace-Agrarexperte Lasse van Aken:
Die neue Kennzeichnung von Milch ist ein Angriff auf die Weidehaltung in Deutschland. Ein Großteil der Milchviehbetriebe, die derzeit Weidemilch anbieten, wird durch die neue Haltungskennzeichnung des Handels gezwungen, seine Milch künftig in der ungenügenden Frischluftstall-Stufe zu verramschen. Denn nur die Betriebe, die neben der Weide auch einen betonierten Laufhof vorweisen können, dürfen ihre Milch in der besseren Stufe Auslauf/Weide vermarkten. Landwirt:innen, die neben der Weide nur einen Stall besitzen, müssten viel Geld in einen Laufhof investieren, der für das Wohl der Tiere kaum einen Effekt hat. Doch wer das nicht tut, verliert zeitnah auch noch den Weidezuschlag. Das wird dazu führen, dass Landwirt:innen ihre Tiere wieder ausschließlich im Stall halten.Lasse van Aken, Landwirtschafts-Experte
Wenn es der Handel mit seinen öffentlichkeitswirksam angekündigten Plänen für mehr Klimaschutz und Tierwohl ernst meint, muss er auch Weidemilch-Betrieben ohne Laufhof ermöglichen, ihre Milch in der Stufe Auslauf/Weide mit einem entsprechen Aufpreis zu vermarkten. Der Handel könnte beispielsweise den Weidehaltern ohne Laufhof anbieten, die Kühe als Ausgleich 30 Tage länger auf der Weide zu lassen. Bleiben die Kriterien der Haltungsform so, wie sie heute vorgestellt wurden, verkommt Weidemilch zum Nischenprodukt.Lasse van Aken, Landwirtschafts-Experte
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