Berlin, 19. 01. 2024 – Vor den hohen Klimagasemissionen der Milchindustrie warnen zehn Aktivist:innen von Greenpeace zur Eröffnung der „Grünen Woche“ mit vier jeweils drei Meter hohen Milchtüten, aus denen weißer Dampf aufsteigt. Die Milchtüten vor dem Nordeingang zum Berliner Messegelände sind mit den Namen und Logos führender Unternehmen der Milchindustrie versehen.
Nach einer neuen Analyse von Greenpeace ist die Unternehmensgruppe Theo Müller mit mehr als 6 Millionen Tonnen Klimagasen (CO2-Äquivalenten/CO2e) im Jahr 2021 das Molkereiunternehmen mit dem höchsten Ausstoß, gefolgt von DMK Deutsches Milchkontor mit gut 5 Millionen Tonnen. Beide Unternehmen sind damit für rund 40 Prozent der gesamten Emissionen der Milchindustrie in Deutschland verantwortlich. Diese betragen nach der Analyse etwa 28 Millionen. Damit gehört die Milchindustrie im Industrievergleich zum Spitzenfeld – hinter der Stahlindustrie, deren Emissionen laut Umweltbundesamt bei 33 Millionen Tonnen liegen und deutlich vor der Chemieindustrie mit 14 Millionen Tonnen.
Die Milchindustrie gefährdet massiv das Klima und muss dringend handeln. Die Unternehmen sollten den gesamten Ausstoß von Treibhausgasen bei der Erzeugung und Verarbeitung von Milch angeben. Zudem müssen sie wirkungsvolle Maßnahmen zum Emissionsabbau ergreifen.Matthias Lambrecht, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace
Greenpeace hatte an die zehn umsatzstärksten Molkereiunternehmen Ende 2023 eine mit dem Öko-Institut erarbeitete Abfrage zu ihren Treibhausgasemissionen und Maßnahmen zum Klimaschutz geschickt. Keines der Unternehmen war bereit zu antworten. Daraufhin beauftragte Greenpeace die Hamburger Nachhaltigkeitsberatung corsus mit einer Abschätzung der Emissionen auf Basis einer Input-Output-Analyse.
Für die besonders klimagefährlichen Emissionen der Milchindustrie ist maßgeblich das freigesetzte Methan aus der Rinderhaltung verantwortlich. Dieses extrem wirksame Klimagas entsteht bei der Verdauung von Wiederkäuern und ist in den ersten 20 Jahren in der Atmosphäre 72-mal so schädlich wie CO2.
Die Methanemissionen müssen schnell und deutlich sinken, sonst kann Deutschland seine Klimaziele nicht erreichen. Die Milchindustrie steht hier besonders in der Verantwortung. Sie muss mit den Milchviehbetrieben den Weg zu einer zukunftsfähigen Erzeugung mit deutlich geringeren Emissionen einschlagen. Das geht nur mit fairen Preisen, mehr Tierwohl und insgesamt weniger Tieren, die klima- und umweltgerecht auf der Weide gehalten werden.Matthias Lambrecht, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Matthias Lambrecht
- Experte für Agrarwende
- matthias.lambrecht@greenpeace.org
- 0151-42433135
-
- Nina Kloeckner
- Pressesprecherin Agrarwende
- nina.kloeckner@greenpeace.org
- 0160-4339100
Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace-Aktive protestieren bundesweit in 28 Städten gegen klimaschädliche Fleischproduktion bei Edeka
Mit A1-formatigen Fotoschildern mit der Aufschrift “Tatort Edeka-Stall” protestieren Greenpeace-Aktive an diesem Samstag deutschlandweit vor 28 Edeka-Filialen gegen Tierleid und klimaschädliche Fle...
Greenpeace-Aktive kennzeichnen Edeka-Fleischwerk als Tatort
Insgesamt 35 Greenpeace-Aktivist:innen kennzeichnen heute das Edeka-Fleischwerk “Nordfrische Center” in Lüttow-Valluhn als Tatort.
Greenpeace-Recherche: Fleischwerke von Edeka, Rewe und Kaufland verursachen 10 Millionen Tonnen CO2
Wie Edeka, Rewe und Kaufland ihre Klima- und Tierwohlversprechen brechen
Stellungnahme zur Stoffstrombilanzverordnung
Christiane Huxdorff warnt davor, dass eine verursachergerechte Kontrolle der Umwelt- und Gesundheitsbelastung durch Überdüngung unmöglich wird.
Greenpeace-Recherche zu antibiotikaresistenten Keimen: Mehr als jedes dritte Supermarkt-Fleischprodukt belastet
Bakterien mit Resistenzen gegen Antibiotika zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten wurden in zwölf von 31 Schweinefleisch-Proben (39 Prozent) nachgewiesen, sowie in sechs von zwölf Hähnchenfleisc...